Spiel oder Kampf? | So erkennst du den Unterschied
Mit mehreren Katzen zusammenzuleben, ist schön, aber nicht immer leicht. Zwar gibt es eindeutige Fälle, bei denen klar ist, dass sich zwei Samtpfoten total gern haben oder sich überhaupt nicht leiden können, doch es gibt mindestens genauso viele Fälle, bei denen es eher unklar ist. Dann kommen die Fellnasen zwar größtenteils gut miteinander aus, dennoch kommt es hin und wieder zu Streitereien. Woher wissen wir überhaupt, ob es sich um einen Streit handelt oder ob die Minitiger nur miteinander spielen? Wir verraten es dir.
Die Spielentwicklung
Um das gemeinsame Spiel zwischen unseren Samtpfoten besser zu verstehen, müssen wir die Zeit ein wenig zurückdrehen und uns ihre ersten Lebenswochen genauer ansehen. Das erste spielerische Verhalten zeigt sich schon früh – um genau zu sein, zwischen der zweiten und dritten Lebenswoche. Das passiert also unmittelbar nach der Phase, in der sie das erste Mal versuchen, zu laufen! Wahnsinn, oder? So üben die Kleinen also schon fast von Anfang an, mit ihren Geschwisterchen (und manchmal auch mit ihrer Mutter) zu spielen. Dabei ist alles erlaubt, das den anderen nicht verletzt: Sich hinterherjagen, sich einander auflauern, aufeinander springen und sich auch gegenseitig mit der Pfote (ohne Kralleneinsatz!) zu bekämpfen. Als Kätzchen testen die Miezen noch ihre Grenzen untereinander aus und lernen dabei zu verstehen, was sie alles drauf haben. Dazu gehört auch, zu lernen, dass ein zu fester Biss oder ein Kratzer dem Geschwisterchen gegenüber keine guten Konsequenzen für sie hat!
Schon gewusst? Auch Geschwisterkatzen verstehen sich nicht immer gut miteinander. Es kann auch erst im Erwachsenenalter dazu kommen, dass sie sich voneinander distanzieren.
Körpersprache verstehen
Trotzdem kommt es immer wieder zu echten Kämpfen zwischen Fellpfoten. Um diesen Kampf vom Spiel zu unterscheiden, muss man in vielen Fällen die Körpersprache der Streithähne genau unter die Lupe nehmen. Das ist besonders schwer, wenn man beispielsweise eine neue Mieze mit nach Hause gebracht hat und die beiden das erste Mal beim gemeinsamen Umgang beobachtet. Die Eigenschaften eines Kampfes und des Spiels ähneln sich. In beiden Fällen schleicht sich eine der Miezen an und springt dann schließlich auf die andere Samtpfote zu. Von Beißen über Rangeln bis hin zu wildem Hinterherlaufen ist alles dabei – zu wissen, wann es „ernst“ ist und wann nicht, ist anfangs echt schwer! Allerdings gibt es einige ausschlaggebende Merkmale, an denen du erkennen kannst, ob es sich um einen echten Streit oder nur um eine spielerische Rangelei handelt.
So sieht Spiel aus
Wenn zwei Katzen miteinander spielen, kann es ganz schön wild zugehen! Langweilig ist es also allemal nicht. Auch beim Spielen jagen sich zwei Katzen hinterher und versuchen, sich gegenseitig zu erwischen. Ihre Körpersprache ist dabei ganz entspannt – die Ohren sind gerade nach oben oder leicht nach vorn gerichtet und das Fell liegt, wie sonst auch, glatt am Körper an. Normalerweise sind die Krallen beim Spiel eingefahren, um den anderen nicht zu verletzen. Zwar kommt es ab und zu zu Bissen, doch diese sind eindeutig nicht besonders fest und verletzen den Spielpartner auch nicht. Dadurch wird lediglich Dominanz unter den Katzen vorgezeigt – das ist ganz normal! Ganz wichtig ist, dass sich zwei spielende Fellnasen immer wieder gegenseitig abwechseln.
Es gibt keine Katze, die stets das Opfer ist und keine Mieze, die jedes Mal den Kampf beginnt. Die Samtpfoten sind nicht voneinander eingeschüchtert, sondern stehen sich selbstbewusst gegenüber. Ab und zu machen die Katzen sogar Pausen beim Spiel, um kurz zu verschnaufen, bevor es in die nächste Runde geht. Ein spielerischer Kampf ist übrigens fast immer geräuschlos. Es kann zwar mal zu Miauen kommen, um dem anderen Grenzen zu zeigen, doch zu Fauchen oder Knurren kommt es beim normalen Spiel nicht.
So erkennst du einen Kampf
Beim richtigen Kampf sieht das Ganze schon wieder ganz anders aus. Wenn zwei Katzen wirklich aggressiv sind, gibt es auch beim Kampf keine Gnade. Eine Katze läuft der anderen hinterher und meint es leider auch nicht gut mit ihr, wenn sie sie erwischt hat. Es kommt zu Schlägen, Bissen, Kratzern. Wenn wirklich das Risiko besteht, dass sich die Haustiger gegenseitig verletzen, sollte man die Tiere auf jeden Fall voneinander trennen!
Das Fell der Katzen richtet sich langsam auf, um sich selbst größer erscheinen zu lassen. So wollen sie ihren Gegenüber einschüchtern. Genauso entsteht auch der „Katzenbuckel“! Man sollte auch hier wieder darauf achten: Wer greift wen an? Wenn immer dieselbe Katze die andere angreift, sollte man das ernst nehmen. Denn dann wird sie definitiv von ihr eingeschüchtert. Das kann dazu führen, dass sich die Mieze in der Opferrolle aus Angst versteckt. Auch dann, wenn der Kampf schon vorbei ist oder er gar nicht stattgefunden hat. Dann befürchtet die Samtpfote, dass es jeden Moment wieder zu einem Angriff kommen könnte. Das bedeutet natürlich viel Stress – auch hier sollten die Katzen voneinander getrennt werden.
Ein Kampf verläuft nur selten geräuschlos. Meistens wird gefaucht, geknurrt und miaut. Es kann sogar richtig laut dabei werden, wenn eine der Katzen nicht auf die Warnungen reagiert und weiterhin angreift. Natürlich fühlt sich die Mieze dadurch bedroht, also ist es am besten, die Streithähne voneinander zu trennen, damit sie sich wieder entspannen können.
Das solltest du jetzt tun
Jetzt wissen wir also genau, worauf wir achten müssen, wenn wir uns fragen, ob es sich um Spiel oder um einen Kampf handelt. Doch was tun wir, wenn wir wissen, dass sich unsere Katzen ständig bekämpfen?
Halten die Katzen ständig Abstand voneinander? Dann sind sie mit aller Wahrscheinlichkeit nicht besonders gute Freunde. Das Wort „Feind“ trifft es schon eher. Häufig gibt es in diesen Situationen einen dominanten und einen unterwürfigen Part. Eine der Miezen jagt der anderen ständig hinterher und schüchtert sie ein, bis sie sich gar nicht mehr blicken lässt. Ein Versteckspiel, das auf die Nerven geht. Denn die Katze in der Opferrolle muss extrem viel aushalten! Dadurch kann sie aggressiver werden und fängt möglicherweise sogar an, in die Wohnung zu urinieren oder bestimmte Stellen mit ihrem Harn zu markieren.
Der erste Instinkt, wenn man zwei Katzen beim Kampf erwischt, ist, selbst dazwischen zu gehen. Allerdings sollte man nie (!) mit bloßen Händen versuchen, die beiden zu trennen oder eine der Katzen wegzutragen. Das endet blutig. Man sollte stattdessen versuchen, die Samtpfoten abzulenken – mit allen Mitteln.
Katzen, die ständig streiten und nicht entspannt in der Nähe voneinander sein können, gehören nicht zusammen. Dieser ständige Kampf und vor allem der daraus resultierende Stress ist für die Samtpfoten unerträglich.
In diesem Fall ist die beste Lösung, die Katzen permanent in getrennten Teilen des Hauses zu halten oder eine der Miezen abzugeben. Diese Entscheidung fällt nie leicht – doch im Endeffekt steht in dieser Situation das Glück unserer Katze vor unserem eigenen.
Fotos: AdobeStock/Rita Kochmarjova, chendongshan, Vshyukova
Der Artikel ist erschienen im Magazin OUR CATS.