Sie ist wie ausgewechselt
Liebes HundeWelt-Team, plötzlich war alles anders. Könnt ihr mir helfen?
Medina G. schreibt uns: “Meine Tiffy hat Arthrose und ich habe ihr auf Anraten von Freunden aus dem Hundeplatz MSM gegeben. Sie hatte danach furchtbaren und stinkenden Durchfall und sie hat ihr Wesen verändert. Früher war sie trotz allem immer fröhlich, und jetzt wirkt sie übel gelaunt. Was kann ich jetzt nur tun? Habe ich einen Fehler gemacht?”
Liebe Medina,
es tut mir leid, dass dir Tiffy solche Sorgen bereitet. Ich erkläre dir gerne, welche möglichen Zusammenhänge es gibt – dazu braucht es ein paar Hintergrundinformationen, die dich wahrscheinlich beruhigen werden. MSM ist eine Schwefelverbindung. Schon im alten Rom galten Schwefelbäder als heilsam gegen Ekzeme und Pilzinfektionen. Im 19. Jahrhundert waren Schwefelbäder und Thermalquellen in Deutschland und Europa sehr populär. Orte wie Bad Ems, Baden-Baden und Bad Pyrmont zogen Adlige, wohlhabende Bürger und auch Mitglieder königlicher Familien an, die auf die heilende Wirkung des schwefelhaltigen Wassers vertrauten. Diese Kuren wurden zur Behandlung von Rheuma, Hautkrankheiten, Atemwegserkrankungen und allgemeinen Entzündungen genutzt und galten als wichtiger Teil der Gesundheitsvorsorge. Heute wissen wir, dass Schwefel eine wichtige Rolle bei drei verschiedenen Krankheitsgebieten spielt:
- Dermatologie: Schwefelsalben helfen bei Hautkrankheiten äußerlich gegen Akne, Rosazea und Schuppen, da er entzündungshemmend und antibakteriell wirkt.
- Entgiftung: Schwefel spielt eine Schlüsselrolle in der Leberentgiftung, da er Bestandteil wichtiger Aminosäuren wie Methionin und Cystein ist, die bei der Neutralisierung von Schadstoffen helfen. Und schließlich:
- Rheumatologie: Schwefelverbindungen wie MSM und DMSO (Dimethylsulfoxid) haben sich in der modernen Medizin bei der Behandlung von Entzündungen und Schmerzen, insbesondere bei Arthrose, bewährt.
MSM ist also ein Kombi-Präparat mit einer Kombi-Wirkung. Es wirkt nicht nur gegen rheumatische Beschwerden, sondern es wirkt auch auf die Leber und die Haut. Und wie oft bei den Schwefelpräparaten kommt es zunächst einmal zu einer Verschlimmerung, besonders bei Tieren mit sensiblen Verdauungssystemen. Deshalb raten wir von der Hundewelt nach allem, was wir bisher davon gehört haben immer dazu, ein solches Präparat niedrig dosiert einzuschleichen. Starker und unangenehm riechender Durchfall könnte auf eine starke Entgiftungsreaktion des Körpers hinweisen, oder auf eine Überdosierung von MSM. Möglich, aber selten ist auch eine Unverträglichheit. Es ist möglich, dass Tiffys verändertes Verhalten, etwa ihre Gereiztheit, von körperlichem Unwohlsein herrührt. Bauchweh durch Verdauungsprobleme könnten sie belasten und das kann sie offensichtlich nicht verbergen. Du schreibst nicht, welche Dosierung du gewählt hast, aber ich vermute, für Tiffy war sie zu hoch. Das ist nämlich eben das Schwierige am MSM: Es löst alte und krankmachende „Rückstände“ im Körper und die müssen dann heraus aus dem Körper transportiert werden. Das geht zum einen über die Haut – viele Hunde riechen nach einer MSM-Gabe erstmals strenger, oder entwickeln Pusteln oder Pickel. Und zum anderen geht dies über die Leber. Sie ist eben DAS Entgiftungsorgan des Körpers und filtert Schadstoffe aus dem Blut. Und – das ist das Besondere: Sie hat eine enge Verbindung zur Psyche und dem emotionalen Wohlbefinden. Wenn die Leber überlastet ist, können Giftstoffe wie Ammoniak und entzündungsfördernde Substanzen ins Blut gelangen. Diese beeinflussen das Gehirn und können Symptome wie Reizbarkeit, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen oder depressive Verstimmungen hervorrufen. Die Leber reguliert auch den Hormonhaushalt, darunter auch Stresshormone wie Cortisol. Eine überforderte Leber kann den Abbau dieser Hormone verlangsamen, was zu erhöhter Anspannung und Angstgefühlen führen kann. In der Traditionellen chinesischen Medizin gilt die Leber deshalb auch als „Sitz der Emotionen“, insbesondere in Bezug auf Wut und Frustration. Eine „stagnierte Leberenergie“ wird oft mit Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und einem Gefühl der inneren Unruhe in Verbindung gebracht.
Was ist jetzt zu tun?
• MSM absetzen: Stelle die Gabe von MSM sofort ein und beobachte, ob sich ihr Zustand bessert. Viele Nebenwirkungen lassen nach, sobald die Belastung durch das Präparat nachlässt.
• Tierarzt aufsuchen: Konsultiere einen Tierarzt, idealerweise einen mit Erfahrung in alternativer Tiermedizin. Wenn Tiffy so stark auf MSM reagiert, wäre es gut, die Leberwerte überprüfen zu lassen und vorübergehend ein Leberfunktionsfutter zu füttern.
• Alternativen prüfen: Sprich mit dem Tierarzt über alternative Behandlungen für Arthrose. Es gibt eine Vielzahl anderer Möglichkeiten, wie etwa Omega-3-Fettsäuren, Grünlippmuschel-Extrakt oder speziell formulierte Gelenkdiäten, die oft sehr gut verträglich sind.
Grundsätzlich zeigt Tiffys starke Reaktion auf MSM jedoch, dass sie aus naturheilkundlicher Sicht auf dieses Mittel reagiert. Das ist positiv zu bewerten. Die Gabe allein war jedoch eine Überforderung für sie. Ein erfahrener Naturheilkundler würde Tiffy durch eine Entgiftung auf die Gabe von MSM vorbereiten und auch begleitend mit einer Kräuterkur arbeiten, die die Leber stärkt. Dann wäre eine Umstimmung des Organismus durchaus möglich. Diese Therapie muss jedoch begleitet werden, aber sie bietet durchaus Potenzial.
Ich empfehle das Buch von Annette Dragun: „Kräuter statt Tierarzt“. Da findest du wichtige Hintergrundinformationen für eine umfassende Selbstbehandlung. Man denkt oft, mit einem einzelnen Mittel kann man nichts falsch machen – aber es hilft, das große Ganze zu sehen.

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