Kannst du deiner Katze das Leben retten? | Erste Hilfe-Tipps
Im Notfall kommt es auf jede Sekunde an. Für langes Nachdenken bleibt oft nur wenig Zeit. Es ist daher mehr als ratsam, schon vorher die häufigsten 1. Hilfe-Notfälle zu kennen, die bei einer Katze auftreten können – und wie man auf die entsprechende Situation reagiert.
So schlimm es auch ist, die eigene Samtpfote verletzt zu sehen, die wichtigste Regel lautet: „Bleibe selbst ruhig und konzentriert.“ Denn es nützt niemandem etwas – und schon gar nicht dem verletzten Tier – wenn du in Panik verfällst.
Der erste Schritt
Bevor du mit irgendeiner Maßnahme beginnst, achte auf die Eigensicherung. Gerade verletzte Tiere reagieren oft unberechenbar, insbesondere dann, wenn sie Schmerzen, Angst oder einen Schock haben. Nimm vorsichtshalber Handschuhe oder eine Decke zur Hand, um dich vor Bissen oder Kratzern zu schützen. Beim Annähern sollte man möglichst ruhig und behutsam auf das Tier einsprechen und auf unvorhersehbare Situationen gefasst sein.
Die häufigsten Notfälle
Nachfolgend stellen wir die fünf häufigsten Notfallgeschehen vor.
1. Äußere Wunden
Worauf musst du achten?
Nicht jede äußere Wunde ist ein Notfall. Kleine Abschürfungen oder Kratzer heilen an der frischen Luft am besten. Hier benötigt man keine großen 1.Hilfe-Maßnahmen. Entscheidend ist, genau hinzusehen. Denn die oft nadelspitzen Zähne von Katzen können etwa bei Bissverletzungen tief eindringen. Insbesondere durch ein dichtes Fell oder wenn das Blut bereits geronnen ist, ist die Schwere der Verletzung nur schwer zu erkennen. Aufmerksam solltest du immer dann werden, wenn sich die Katze plötzlich auffällig verhält. Dies kann sich beispielsweise dadurch zeigen, dass die Katze lahmt, sich versteckt oder Klagelaute von sich gibt.
Handelt es sich jedoch um tiefe oder großflächige Wunden, aus denen sogar noch Blut austritt, müssen diese schnellstmöglich versorgt werden.
Wie kannst du helfen?
Bei starken Blutungen hilft es, wenn du ein zusammengefaltetes, sauberes Tuch – besser natürlich eine Druckkompresse aus dem Verbandskasten – auf die Wunde presst. Anschließend muss die Samtpfote sofort zum Tierarzt gebracht werden.
Bei schwachen Blutungen säuberst du die Wunde und ihre Umgebung oberflächlich mit lauwarmem Wasser. Niemals Desinfektionsmittel oder Wundpuder verwenden! Haare, die oberflächlich in die Wunde hineinragen, sollten entfernt werden.
2. Fremdkörper verschluckt
Worauf musst du achten?
Egal ob beim Spielen oder in der freien Natur, ein Fremdkörper hat sich schnell mal im Maul verfangen. Untrügerisches Kennzeichen ist, wenn die Samtpfote anfängt zu würgen und/oder zu speicheln. Wenn man schnell ist, kann man den Fremdkörper noch aus dem Maul entfernen. Ist er bereits in die Speiseröhre, den Magen oder den Darm gerutscht – was sich ebenfalls durch würgen und erbrechen zeigen kann – zählt jede Minute. Vor allem, wenn die Samtpfote dann auch noch am Bauch schmerzempfindlich ist, was sich beispielsweise beim Hochheben zeigt.
Wie kannst du helfen?
Zunächst solltest du im Maul gründlich nachschauen. Vielleicht findet man den Fremdkörper hier noch. Wenn er noch sichtbar ist, bestehen gute Chancen, dass er sich auch leicht entfernen lässt. Vermeide jedoch jegliche Art von Gewalt. Wenn sich der Fremdkörper nicht bewegen lässt oder schon gar nicht mehr sichtbar ist, ist das ein Fall für den Tierarzt. Und das auf dem schnellsten Wege. Unterlasse alles, was die Samtpfote noch mehr in Stress versetzen könnte!
3. Innere Verletzungen
Worauf musst du achten?
Innere Verletzungen lassen sich als Laie kaum erkennen. Ein Indiz können die Schleimhäute des Mauls sein. Liegt ein innerer Blutverlust vor, können sich die normal rosaroten Schleimhäute weißlich bis gelblich verfärben. Innere Verletzungen etwa im Brustkorb ziehen oft eine Atemnot nach sich. Verletzungen im Brust- und Bauchraum zeigen sich vielfach beim Hochheben, da die Katze dann Schmerzen hat. Erschwerter Kot- oder Harnabsatz sind ebenfalls ein Warnsignal, das auf innere Verletzungen hinweisen kann.
Wie kannst du helfen?
Beim Verdacht auf inneren Verletzungen musst du immer auch daran denken, dass ein Schock (siehe auch 4.) auftreten kann. Daher solltest du die Samtpfote warm halten und ruhig, aber so schnell wie möglich zur nächsten Tierarztpraxis oder Klinik transportieren. Sollte sich dort der Verdacht auf innere Verletzungen nicht bestätigen, kann man erst einmal durchatmen. Dennoch ist es sinnvoll, die Samtpfote noch einige Tage genauer zu beobachten bzw. in der Wohnung zu halten. Bei blutigem Urin oder Stuhlgang, aber auch Schmerzen, sollte man keine Zeit verlieren und dringend eine Nachuntersuchung beim Tierarzt veranlassen.
4. Schock-Zustand
Worauf musst du achten?
Ein Schockzustand zeigt sich in der Regel dadurch, dass die Samtpfote ausgesprochen ruhig wirkt und es den Anschein hat, als sei sie geistesabwesend. Markant ist außerdem eine rasche und extrem flache Atmung. Ein weiteres Indiz ist ein rascher, aber sehr schwacher Puls. Ferner sind die normalerweise rosa Schleimhäute auffällig blass.
Wie kannst du helfen?
Die wichtigste Regel lautet: Ruhig bleiben! Stress verschlimmert den Zustand der Katze oft nur. Hilfreich ist zudem, die Katze zuzudecken, damit sie nicht auskühlt. Anschließend geht es auf dem schnellsten Weg, aber so schonend wie möglich, zum Tierarzt oder in einer Tierklinik. Melde den Schockpatienten am besten telefonisch an.
5. Hitzschlag
Worauf musst du achten?
Wenn die Katze unruhig wird, und stark zu hecheln anfängt, sie händeringend vom aktuellen Platz weg möchte, dann spricht vieles dafür, dass sich ein Hitzschlag ankündigt. Verhält sich die Katze schon apathisch, ist schnelles Handeln erforderlich.
Wie kannst du helfen?
Auch wenn es naheliegend ist, auf keinen Fall sollte die Samtpfote schnell abgekühlt werden. Weder durch eiskaltes Wasser noch durch Bringen in den Keller. Denn beides kann einen Kreislaufkollaps auslösen. Stattdessen die Katze an einen schattigen Ort bringen. Ein nasses Tuch, mit dem man das Fell befeuchtet, unterstützt die Maßnahmen. Auch ist es sinnvoll, der Katze frisches Wasser hinzustellen. Wenn sie nicht von alleine trinkt, etwas Wasser auf die Pfoten (zum Ablecken) oder auf die Zunge träufeln. Eine bewusstlose Katze hingegen darf niemals Wasser eingeflösst werden. Es besteht Erstickungsgefahr!
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Fotos: AdobeStock/DoraZett