> HundeBücherTraining

Else – Lebensmittelspürhund aus angeborener Leidenschaft

Für die umliegenden Städte und Gemeinden nehmen wir unter anderem auch aufgefundene oder wie auch immer verloren gegangene Hunde auf. So kam auch Else zu uns, eine Beagle-Hündin ca. 1 Jahr alt. Trotz intensiver Bemühungen konnten wir den Halter der Hündin nicht ausfindig machen, also wurde sie von der Bekannten eines Mitarbeiters adoptiert. Natürlich stellte sich nach kurzer Zeit die Frage: Wie kann Else mit einer sinnvollen Tätigkeit ausgelastet werden?

In einigen Ländern gibt es recht strikte Einfuhrbestimmungen für Lebensmittel, teilweise dürfen überhaupt keine Nahrungsmittel eingeführt werden. Zur Überprüfung von Gepäckstücken an Flughäfen werden dort auch Hunde eingesetzt. Aus vielerlei Gründen eignen sich für diese Aufgabe Beagle ganz hervorragend. Zum einen schrecken sie Reisende durch ihre Größe, ihr Aussehen und Verhalten nicht ab, zum anderen sind gerade Beagle einer umfangreichen Ernährung sehr zugetan.

Ausbildung zum Lebensmittelspürhund

Die Ausbildung zum Lebensmittelspürhund war für Else eine Kleinigkeit, waren ihr doch die besten Voraussetzungen für diesen Job von Natur aus schon ins Körbchen gelegt worden. Ein spezielles Anzeigeverhalten wie bei Sprengstoffspürhunden oder Rauschgifthunden ist bei einem Lebensmittelspürhund nicht zwingend erforderlich. Der Hundeführer erkennt durchaus sehr schnell am Verhalten des Hundes, wo und in welcher Tasche sich Essbares, in welcher Form auch immer, befindet. Natürlich muss Else lernen, sich vom Hundeführer ein wenig lenken und leiten zu lassen. Auch muss sie ein sicheres Umweltverhalten an den Tag legen und darf sich nicht von der Umgebung oder Geräuschen ablenken lassen. Nachdem also die Grundbegriffe beigebracht waren, starteten die ersten Arbeitsproben an Koffern, Taschen und anderen diversen Verpackungen. Else meisterte die ihr gestellte Aufgabe sehr gut. Die präparierte Tasche war schnell gefunden und wurde deutlich von ihr durch extrem gesteigertes Interesse angezeigt. Kunststück, war sie doch mit Fleischwurst präpariert. Natürlich gibt es auch in diesem Bereich eine Vielzahl von Gerüchen und logischerweise bestehen Nahrungsmittel nicht nur aus Wurstartikeln, sondern aus sehr unterschiedlichen Erzeugnissen. So musste auch Else lernen, Obst, Gemüse und auch scharf riechende Dinge aufzufinden und zu zeigen.

Training mit dem Clicker

Um es insgesamt für den Hund einfacher und verständlicher zu machen, fand auch bei dieser Ausbildung der Clicker Anwendung. Zeigte sie also Interesse an einer mit Gemüse (Zwiebeln, Kartoffeln oder Ähnliches) versetzten Tasche, wurde sie durch den Clicker entsprechend bestätigt. „Click“ bedeutet leckere Wurst, also waren auch diese Übungen schnell verstanden. Im Rahmen des Trainings musste sie auch lernen, sich auf den Hundeführer zu konzentrieren und systematisch zu suchen. Sie durfte sich nicht durch einen vielleicht stärkeren Geruch sofort anziehen zu lassen, sondern es galt, alle bereitgestellten Gepäckstücke ordentlich abzuspüren. Auch spielt die Suchkondition eine wichtige Rolle, denn die Nasenarbeit strengt den Hund sehr an, auch wenn es teilweise sehr leicht aussieht. Das Riechvermögen an sich steigert sich bei stetigem Training ebenfalls um ein Vielfaches. Die Nasenschleimhaut erneuert sich ständig und die Anzahl der Riechzellen wird bei entsprechender Ausnutzung gesteigert. Der Hund kann also nach entsprechendem Training feiner ausgeprägte Geruchsspuren einfacher und früher wahrnehmen. Insgesamt war Else eine sehr fleißige und aufmerksame Schülerin, was natürlich nicht zuletzt ihrem starken Interesse an den Zielstoffen oder schlicht dem Futter geschuldet war. Natürlich durfte sie ihre Funde nicht einfach auffressen, dann wäre ein Arbeiten schon bald aufgrund der zu erwartenden Körperfülle nicht mehr möglich gewesen.

Nichts ist vor Else sicher …

Ihr Eifer ging so weit, dass sie sich ständig auch Training mit nach Hause nahm. Nichts war mehr vor ihr sicher. Der Kollege hatte eine 2 kg schwere Hundewurst mit nach Hause genommen, um für die nächsten Tage gerüstet zu sein. Am nächsten Morgen war die Wurst komplett und vollkommen spurlos verschwunden. Eigentlich konnte Else es nicht gewesen sein, denn dann hätten sicher Spuren in Form von Wurstresten oder Kunststoffdarm zurückbleiben müssen. Wenig später machte man sich mit Else zu einem Spaziergang auf. Nachdem Else mehrfach ohne Erfolg versuchte, sich abzusetzen, wurde ein grünes Band entdeckt, welches aus ihrer hinteren Öffnung ragte. Bei genauem Hinsehen entpuppte sich dieses Band als die Schlaufe der Hundewurst. Nach mehreren vorsichtigen Versuchen gelang es, den kompletten Wurstdarm aus ihr herauszubekommen. Die Dame hatte die komplette Hundewurst mit „Haut und Haar“ verschlungen und fast an einem Stück herunter gewürgt. Kaum zu glauben, wo sie die Wurst, die fast genauso groß war wie sie selbst, gelassen hat. Nun ja, man griff zu allerlei verschiedene Methoden, um ihr die „Diebstähle“ abzugewöhnen. So wurde herumliegendes „Futter“ mit Tabasco bestrichen. Kein Problem für Else. Tabasco fand sie scheinbar lecker. Ein „hungriger“ Beagle und herumliegende Nahrungsmittel passen einfach nicht zusammen, man kann sich darauf verlassen, Else räumt schon auf. Da hilft auf Dauer nur einfach aufpassen. Die Sucharbeit an sich hat ihr sehr gutgetan. Diese stellt sicher bei allen Hunden, die ausgelastet werden sollen, weil sie z. B. mit Fahrrad fahren nicht zufrieden sind, eine hervorragende artgerechte Alternative dar. So lag dann Else auch jeden Abend satt und mit sich und der Welt zufrieden in ihrem Körbchen.

Ein MUSS für jeden, der sich auch nur ansatzweise mit Hundeausbildung beschäftigt.

Martin Weitkamp

Im Schatten der Gefahr

Hardcover, 128 Seiten, s/w

ISBN: 978-3-9815634-2-9

www.minervastore.de

Teilen
×