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Du, nur du! | Im Urlaub spontan in einen Hund verliebt

Umgeben von Sonne, Strand und Meer fühlt sich das Leben gleich viel leichter an. Alles scheint machbar und das Leben mit einem Hund zu teilen ist eine tolle Idee. Aber hat sie eine Chance? Frank Weber, Leiter des Franziskus-Tierheims, weiß, welche Hunde garantiert Probleme bekommen und warum besonders gutherzige Menschen zweimal überlegen sollten.

Hundeliebe im Urlaub: Kurzfristige Begeisterung oder langfristige Verantwortung

Für manche ist es von Anfang an klar: Der Streuner lässt sich im Urlaub gerne füttern und streicheln, aber nach 14 Tagen ist die Beziehung auch wieder vorbei. Andere träumen schon davon, als Duo durchs Leben zu gehen. Mit einem treuen Schatten an der Seite. Für sie stellt sich dann die Frage, wie es weitergehen soll.

Wichtige Überlegungen vor der Adoption eines Urlaubshundes

„Auch wenn ich mich kurzfristig in einen Urlaubshund verliebe, muss ich auf die gleichen Dinge achten, die für jeden Menschen wichtig sind, der sich ein Tier anschafft. Zum Beispiel: Habe ich genug Geld? Wer kümmert sich um den Hund, wenn ich arbeite, krank oder abwesend bin? Was mache ich, wenn ich in Urlaub fahre?“ Frank Weber weiß, dass am Ende des Urlaubs viele ihre Entscheidung bereuen.

Urlaubseuphorie und ihre Tücken

„Man verliebt sich schnell in die Tiere, aber dann ist man in Urlaubsstimmung. Man fühlt sich gut, ist ein bisschen freizügiger und großzügiger beim Geld ausgeben. Und man glaubt, etwas Gutes zu tun. Viele denken sogar, wenn es mit dem Hund nicht klappt, dann gebe ich ihn zu Hause im nächsten Tierheim ab und dann geht es ihm immer noch besser als hier – das ist ein Trugschluss. Wenn ich als Hund am Strand lebe, im Paradies, wo ich frei bin und machen kann, was ich will und den ganzen Tag gestreichelt werde, dann geht es mir dort vielleicht besser als in einem deutschen Tierheim. Deshalb sollte man keine unüberlegten Entscheidungen treffen.”

Herausforderungen bei Herdenschutzhunden

Vor allem Herdenschutzhunde haben es in Deutschland schwer. „Die sind nicht für das Leben hier gemacht. Vor allem in Griechenland und der Türkei gibt es viele Herdenschutzmischlinge. Vielleicht geben dort viele Schäfer auf? Die marschieren dann in die Dörfer, lassen sich füttern und sehen vor allem als Welpen so süß und flauschig aus. Aber sie sind dazu geschaffen, alles zu kontrollieren. Liegen auf erhöhten Liegeplätzen, haben alles im Blick und wachen, soweit das Auge reicht.  Wenn der jetzt den ganzen Tag zu Hause sitzt, dreht der irgendwann am Rad.“

Genetische Voraussetzungen und ihre Auswirkungen

Die Genetik macht viel aus. Nicht jeder Hund ist erziehbar. „Die Hunde sind nicht alle gleich, die haben unterschiedliche genetische Voraussetzungen. Das kann man nicht wegdiskutieren. Ein Herdenschutzhund hat bestimmte Grundvoraussetzungen und wenn ich die nicht bieten kann, werde ich zu 90 Prozent nicht glücklich. Und was droht dem Hund dann? Ein ganzes Leben im Tierheim für ein Wesen, das es gewohnt ist, draußen zu sein, seine Freiheit zu haben und sein eigenes Leben zu führen. Das ist tragisch.“

Einreisebestimmungen und Gesundheitsrisiken

Damit die Hunde hier gut zurechtkommen, müssen sie nicht nur entsprechend sozialisiert, sondern auch gesund sein. „Es ist sehr wichtig, dass die Einreisebestimmungen eingehalten werden.  Kürzlich hatte ich einen Fall, da waren Leute in Tunesien und haben sich in eine Katze verliebt. Sie haben einen Tierarzt gegoogelt und der hat versprochen, sie gegen Bezahlung für fünf Monate in Quarantäne zu nehmen. Er sollte sie impfen und chippen. Es wurden Flugpaten gefunden, die das Tier nach Hannover brachten und dort stellten die Amtstierärzte fest, dass die Katze nicht gechippt war. Dann kann ich die Impfung nicht mehr eindeutig zuordnen. Dann hat man die Wahl: weitere 5 Monate Quarantäne finanzieren, einschläfern lassen oder zurückgeben. Das Tier war also tatsächlich weitere 5 Monate in Quarantäne. Alles zusammen hat die Leute 3500 Euro gekostet. Dann kam die Katze ins Haus und hat erst mal überall markiert, weil sie noch nicht einmal kastriert war.“

Mittelmeerkrankheiten und ihre Gefahren

Das Gesundheitsproblem ist nicht unerheblich. Leishmaniose und auch Tollwut sind Mittelmeerkrankheiten, die in den Tieren schlummern können, weiß Frank Weber. „Vor zwei Jahren haben Leute einen Welpen in Afrika gefunden und nach Deutschland geschmuggelt. Dann waren sie auf einem Volksfest und da hat der Hund mehrere Leute gebissen. Er hatte Tollwut. Und bei den anderen Krankheiten hast du eine gute Chance, dass der Hund das mitbringt, und das wird teuer.“

Missverständnisse zwischen Mensch und Hund

Oft steht am Anfang auch nicht unbedingt die große Liebe, sondern ein Missverständnis. „Ein Hund, der anhänglich ist, der sucht nicht nach Liebe, der sucht nach Futter. Wenn man ihm einmal oder zweimal etwas gibt, dann kommt er wieder. Nicht aus Liebe, das ist eine erfolgreiche Taktik. Die Hunde sind nicht unbedingt unglücklich, sie sind schlau. Und wenn sie bei dir einziehen, dann machen sie weiter. Die suchen sich aus, was sie mögen und verteidigen das. Und dann hast du die ganze Arbeit gemacht, um dich und das Tier unglücklich zu machen.“

Die Verantwortung des neuen Hundebesitzers

Besonders gefährdet sind Menschen, die gutmütig sind. „Die meisten fremden Hunde brauchen Führung und Grenzen, und es ist deine Aufgabe, dem Hund das beizubringen. Das ist oft schon bei gesunden Hunden schwierig, und bei fremden Hunden kann es noch schwieriger sein. Du kennst seine Genetik nicht, du weißt nicht, was er erlebt hat und du weißt vor allem nicht, wie er sich zu Hause verhält. Was ist, wenn er das drinnen nicht kennt? Wie geht er mit Ressourcen um? Mit Menschen? Der kann auf den ersten Blick ganz lieb und nett sein, aber das gehört eben zu seiner Taktik, mit der er um Futter bettelt.“

Sinnvollere Alternativen zur Adoption

Und wenn ich das dringende Bedürfnis habe, etwas Gutes zu tun? „Oft ist es sinnvoller, das Tierheim vor Ort zu unterstützen. Man kann auch eine Patenschaft übernehmen und sich so um das Tier kümmern, ohne dass es seine gewohnte Umgebung verlassen muss. So ist dem Tier oft besser geholfen.“

Fazit: Überlegtes Handeln zum Wohl des Tieres

    Die spontane Liebe zu einem Hund im Urlaub kann zu einer lebenslangen Bindung führen, sollte jedoch gut durchdacht sein. Es ist wichtig, die langfristige Verantwortung, die mit der Adoption eines Tieres einhergeht, zu berücksichtigen. Faktoren wie finanzielle Mittel, Zeit, genetische Voraussetzungen und die Einhaltung der Gesundheits- und Einreisebestimmungen müssen sorgfältig abgewogen werden. Oft ist es sinnvoller, lokale Tierheime zu unterstützen, um den Tieren in ihrer vertrauten Umgebung zu helfen, und sich Zuhause in Ruhe um einen eigenen Hund zu bemühen. Indem man wohlüberlegte Entscheidungen trifft, trägt man dazu bei, das Wohl der Tiere und das eigene Glück zu sichern.

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