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Die Geschichte von Ferby geht weiter

Ach, es gibt Geschichten, die gehen einem einfach nicht aus dem Kopf. Vor Jahren habe ich schon mal über Ferby berichtet, diesem eigenwilligen Kerl auf vier Pfoten – mit Blick wie „Ich hab schon einiges gesehen, und nicht alles hat mir gefallen“. Und jetzt, fünf Jahre später, kommt Post von seinem Menschen. Er erzählt, wie es dem Griechen mit den Ecken und Kanten heute geht – und warum er findet, dass wir bei all der Tierliebe auch mal den Kopf einschalten sollten. Dabei bezieht er sich auf einen Beitrag in der Hundewelt, in dem wir darauf hinweisen, dass die deutschen Tierheime momentan hoffnungslos überfordert sind.

“Liebes Hundewelt-Team,

Zwischenzeitlich sind fünf Jahre vergangen und unser Ferby hat sich trotz extremer „sozialer Probleme“ sehr gut in die Familie integriert. Ich stimme zu, Hunde aus dem Ausland zu holen ist nicht die Lösung für unsere Tierheime. Diese sind voll, weil viele Hunde nach Corona nicht mehr gewollt wurden oder ihre Halter letztlich völlig überfordert waren. Allerdings liegt das dann an den Menschen. Ein Hund ist keine Sache, sondern ein Lebewesen. Man muss sich mit ihm beschäftigen, Regeln aufstellen und erziehen.

Klar, ein Hund, der keine mütterliche Zuwendung bekommen hat, entwickelt soziale Probleme, die schwer aufzufangen sind. Aber man kann es schaffen – oder zumindest das meiste davon lindern. Es lohnt sich auf jeden Fall! Ein paar Dinge bleiben allerdings: Für Ferby sind Fahrten in öffentlichen Verkehrsmitteln oder Menschenmengen nach wie vor Überforderung. Dafür ist er bei uns im Haus brav, macht nichts kaputt, kann auch allein bleiben, lässt sich pflegen, füttern ohne Neid. Wartet auch geduldig, bis er das Zeichen bekommt, dass er zum Napf darf.

Letztendlich stellt sich die Frage: Muss er wirklich in völlig überfüllte öffentliche Verkehrsmittel? Muss er wirklich in eine volle Stadt mit X-Menschen?

Meiner Familie war es damals egal, ob der Hund vom Züchter kommt oder aus dem Tierheim. Ich wollte einen Hund aus dem Tierschutz. Das war wirklich schwierig. Entweder gab es keine Hunde im Tierheim – oder wir durften wegen Corona nicht hinein. Also bekamen wir einen Hund über eine seriöse Organisation aus Griechenland. Dann ging es los: fehlende soziale Prägung, Erziehung …! Alles in allem haben sich die Arbeit und die vielen Trainingsstunden gelohnt.

Vor einigen Monaten war ich im Tierheim, um Decken und Futter abzugeben. Da sitzen so viele Hunde und warten. Mir hat das Herz geblutet. Im Gespräch mit den Mitarbeitern habe ich erfahren, welche Geschichten dort oft aufgetischt werden – nur, um „den eigenen“ Hund schnell abgeben zu können.

Ich für meinen Teil würde heute allerdings nur noch einen Hund aus einem deutschen Tierheim holen. Dort warten genügend Hunde auf ein neues Zuhause.”

Seht ihr, so ist das: Manchmal wird aus einem schwierigen Anfang eine lange, gute Geschichte. Aber nur, wenn man dranbleibt, sich kümmert, nicht kneift, wenn’s unbequem wird. Ferby hat Glück gehabt – und seine Menschen auch. Im Tierheim sitzen viele, die genau das noch brauchen: jemanden, der nicht nur „Ach, wie süß!“ sagt, sondern bleibt. Vielleicht wartet da ja gerade euer Ferby.

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