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In jedem von uns schlummert eine Führungspersönlichkeit

“Wer bin ich? Die wenigsten Menschen kommen als geborene Führungspersönlichkeit zur Welt. Sie formen sich im Laufe der Entwicklung. “ In ihrem Buch “Follow Me” erklärt Hundetrainerin Radana Kuny, wie man zum Rudelführer wird.

Einige von uns hatten das Glück, wundervolle Eltern an ihrer Seite zu haben, oder ein Vorbild, an dem sie sich orientieren konnten.

Denn Führung besteht aus einer Reihe an Eigenschaften, die vorgelebt werden müssen, damit sie ein Teil unserer Persönlichkeit werden. Was aber, wenn es Ihnen wie den meisten ergeht? Wir sind irgendwie groß geworden, oft mehr schlecht als recht. Von Eltern und Lehrern erzogen, die ihr Bestes getan haben. Es hat aber leider nicht gereicht. Erkennen Sie sich wieder? Dann habe ich eine gute Nachricht für Sie. Sie tragen es in sich. In jedem Menschen schlummern die Fähigkeiten, die ihn zu einer Führungspersönlichkeit werden lassen. Sie warten nur darauf, das Licht der Welt zu erblicken. Wie? Ich habe sehr gute Erfolge damit gemacht, das, was bei Menschen tief im Unbewussten vorhanden ist, ins Bewusstsein zu holen. 

Dazu verrate ich Ihnen ein Geheimnis.

Der erwachsene Mensch ist das einzige Lebewesen auf Erden, das bewusst an seiner Entwicklung, an seiner Persönlichkeit arbeiten kann. Wir haben die Wahl, unsere Glaubenssätze neu zu schreiben und zu entscheiden, wer wir sein wollen. Und ganz wichtig: Unsere Vergangenheit muss nicht unsere Zukunft sein.

Der Erfolgsfaktor heißt: Warum möchte ich mich verändern? 

Nehmen Sie sich Zeit und beantworten Sie diese Frage. 

Sie haben dieses Buch gekauft, deswegen gehe ich davon aus, dass Sie führen möchten. Vielleicht möchten Sie sich Ihrem Hund stärker verbunden fühlen. Die oft beschriebene Einheit erleben. Sie wissen schon – der Hund läuft frei, ohne Leine. Er bleibt immer in Ihrer Nähe. Sucht den Blickkontakt. Je stärker dieses WARUM ist, desto mehr Energie und Kraft entwickeln wir, um etwas zu erreichen.
Ich sehe dies tagtäglich beim Training mit meinen Kunden. Wenn das Leben mit dem Hund so halbwegs in Ordnung für den Menschen ist, braucht es viel mehr Energie von uns Trainern, um den Menschen zu motivieren, an der Beziehung zu seinem Hund zu arbeiten und sie weiterhin zu verbessern.

Die diszipliniertesten Kunden? Sind, bis auf wenige Ausnahmen, diejenigen, deren Hunde heftige Probleme haben. Die, mit denen das Zusammenleben fast unerträglich ist. Weil der Leidensdruck so hoch ist, dass er zum Handeln motiviert.

Manchmal muss etwas erst so heftig schief laufen, so richtig wehtun, dass wir keine andere Chance haben, als uns zu verändern!

Sehr viele dieser Kunden fahren hunderte von Kilometern zu uns und sind bereit, wirklich alles zu unternehmen, damit es ihrem Hund wieder besser geht. Leider sind wir nicht in der Lage, allen so intensiv zu helfen, wie wir es uns wünschen. Vieles, was Jahre in die falsche Richtung lief, kann nicht innerhalb von einigen wenigen Tagen verschwinden. Und doch sehen wir immer sehr gute Erfolge und hoffen natürlich sehr, dass sich diese mit der Zeit weiterhin verstärken. Auch dies ist der Grund, warum ich mich dazu entschieden habe, Bücher zu schreiben und die großartige Möglichkeit von Online-Kursen zu nutzen.

Mein Wunsch ist immer der veränderte Blick des Menschen auf seinen Hund. Sobald wir sinnbildlich in eine andere Richtung schauen, kommt automatisch eine Veränderung in unser Leben. Unsere Energie folgt immer unserer Aufmerksamkeit. Diese Veränderungen sind vergleichbar mit dem Aktienmarkt. Es ist kein kontinuierliches Weiterkommen, sondern ein Auf und Ab, mit Phasen der Stagnation. 

Manchmal kommen wir nur sehr mühsam voran, dann wieder so schnell, als ob wir Siebenmeilenstiefel tragen. Und dann gibt es die Flow-Tage, die voller Wunder sind. Wir haben das Gefühl zu fliegen und alles fügt sich wie von Zauberhand. Es spielt keine Rolle, wie schnell wir vorankommen. In dem Moment, in dem wir etwas verändern, geben wir uns und unserem Vierbeiner die Chance, gemeinsam in eine gute Richtung zu gehen.

Hier eine Checkliste, die hilft, zu erkennen, zu welcher Erziehungsrichtung ich tendiere.

Natürlich kann auch jemand, der eine antiautoritäre Erziehung bevorzugt, sich situativ rein autoritär verhalten oder wie eine Führungspersönlichkeit auftreten. 

Ebenso kann ein sehr herrischer und autoritärer Mensch Anwandlungen von echter Zuneigung seinem Hund gegenüber empfinden und sich von seiner souveränen Seite zeigen. Trotzdem wird die ein oder andere Erziehungsart dominieren und zeigt sich in unserem Verhalten und unserer Einstellung den Hunden gegenüber.

Autoritäre Erziehung:

Gedanken: 

  • Der Hund hat zu gehorchen.
  • Der Hund ist dem Menschen untertan und muss sich unterordnen.
  • Man darf den Hund auf keinen Fall vermenschlichen.
  • Der Hund darf keine Entscheidungen allein fällen.
  • Wenn ich nicht hart bin, stellt sich der Hund über mich.
  • Ich bin der Chef und das muss ich dem Hund ständig zeigen.
  • Ich muss den Hund immer im Griff haben. 
  • Der Hund hat zu funktionieren.
  • Der Hund hat keine Rechte, nur Pflichten.

Gefühle:

  • Ich fühle mich mächtig meinem Hund gegenüber.
  • Ich bin verärgert, wütend, wenn er nicht gehorcht und nehme sein Verhalten sehr persönlich.
  • Ich fühle mich wichtig und als Mensch bestätigt, wenn der Hund macht, was ich von ihm verlange.
  • Ich bin stolz, wenn mein Hund gute Leistung zeigt. 
  • Ich genieße es, von anderen bewundert zu werden, wenn sie sehen, wie gut mein Hund funktioniert.

Stimme/Sprache:

  • Sie ist laut, harsch, hat meistens einen schneidenden, scharfen Befehlston. 
  • Es werden wenige Worte benutzt. 
  • Es wird kommandiert statt kommuniziert.

Körper/Energie:

  • Die Körperhaltung ist meistens angespannt.
  • Die Bewegungen wirken hart und eckig.
  • Die Ausstrahlung ist abweisend und oft auch bedrohlich.

Verhalten:

  • Das Verhalten gegenüber dem Hund ist oft grob und ungeduldig. Es kann aber auch unterkühlt, desinteressiert und gleichgültig sein.
  • Wenn der Hund nicht gehorcht, wird es als eigenes Versagen wahrgenommen. Deshalb wird der Gehorsam so lange unnachgiebig eingefordert, bis der Hund macht, was der Mensch will.
  • Der Hund wird bei einem Fehlverhalten nicht korrigiert, sondern bestraft. 
  • Leinenrücke oder Nackenschläge sind an der Tagesordnung.
  • Es wird nur wenig oder gar nicht gelobt.
  • In Konfliktsituationen wird hart durchgegriffen.

Auswirkungen auf den Hund:

  • Der Hund ist angespannt und hat chronischen Stress.
  • Die Gefahr eines Adrenalinjunkies (steht ständig unter Strom) ist bei Hunden, die mit Härte auf Leistung trainiert werden, sehr hoch.
  • Es kann sich eine Objektfixierung (Ball, Stock) entwickeln. Der Hund wird süchtig nach einem bestimmten Gegenstand und kann dadurch eine starke Ressourcenaggression zeigen.
  • Einige Hunde leiden unter Stereotypien. Sie zeigen wiederholendes Zwangsverhalten (drehen sich zum Beispiel ständig im Kreis oder jagen Schatten hinterher), das den Kreislauf von Stress und Angst unterbrechen soll, damit sie sich besser fühlen.
  • Der Hund kann Anzeichen einer Depression entwickeln, sich regelrecht selbst aufgeben.
  • Der Hund zeigt ein Meide- oder Angstverhalten, ist defensiv und zeigt eine übertriebene Unterwürfigkeit.
  • Er ist sehr unselbstständig, hat mangelndes Selbstvertrauen, aus Angst, Fehler zu machen. Lieber macht er nichts, anstatt es zu riskieren, für einen Fehler bestraft zu werden.
  • Im schlimmsten Fall kann der Hund durch den Dauerstress eine ungehemmte Aggression gegenüber Menschen und/oder seinen Artgenossen zeigen.

Antiautoritäre Erziehung:

Gedanken:

  • Ich will, dass mein mich Hund liebt.
  • Er soll immer glücklich sein.
  • Ein Hund braucht viel Freiheit.
  • Mein Hund weiß schon, was gut für ihn ist. Er soll seine eigenen Entscheidungen treffen.
  • Ich habe kein Recht, meinem Hund etwas zu verbieten.
  • Das Verhalten meines Hundes ist immer korrekt, auch wenn es andere nicht so sehen. Wer kennt nicht die Aussage: „Der macht nichts, der will nur spielen.“
  • Wenn ich ihm was verbiete, ist er wütend oder traurig und mag mich nicht mehr.
  • Der Hund ist mein Partner, mein Baby. Ich brauche ihn und will das Wichtigste für ihn sein.

Gefühle:

  • Ich fühle mich manchmal überfordert, habe Angst, Fehler zu machen.
  • Ich habe meinen Hund so lieb, keiner liebt und versteht mich so wie er.
  • Ich habe Angst, dass mein Hund mich nicht mehr liebt oder nicht mehr glücklich ist, wenn ich ihm etwas nicht erlaube.
  • Ich bin oft unsicher und traue mich nicht, meinem Hund Grenzen zu setzen.
  • Ich weiß nicht, wie ich ihn erreichen kann.
  • Ich weiß nicht, warum er sich manchmal so komisch verhält, er Probleme macht, obwohl er alles von mir bekommt, was er will.
  • „Mir ist egal, was andere Menschen sagen – nur ich weiß, was mein Hund braucht.“
  • Hauptsache mein Hund hat Spaß, das macht mich glücklich.

Stimme/Sprache:

  • Es wird sehr oft mit hoher, einschmeichelnder Kopfstimme (Babystimme) gesprochen und meistens auch viel zu viel.
  • Der Hund wird wie ein Mensch angesprochen und ein Wunsch von uns wird ihm ausführlich „erklärt“. Als Beispiel: „Schau mal, wie süß dieses Kind ist. Es hat Hunde ganz arg lieb und möchte Dich einfach nur streicheln. Du brauchst keine Angst vor ihm haben.“ Es wird automatisch davon ausgegangen, dass der Hund jedes von unseren Worten und deren Bedeutung versteht.
  • Anweisungen werden gerne in Frageform gestellt. Im Sinne von: „Kommst Du jetzt?“ oder „Hörst Du jetzt auf?“
  • Reine Kommandos werden meistens dann angewendet, wenn man sich hilflos fühlt und werden wiederholt. So wird zum Beispiel einem fortlaufenden Hund zigmal ein „Hier“ hinterhergerufen. 

Körper/Energie:

  • Die Körperhaltung ist weich, ohne Körperspannung.
  • Die Bewegungen sind oft hektisch, nicht eindeutig lesbar, sondern eher widersprüchlich. 
  • Die Ausstrahlung vermittelt Schwäche, Unsicherheit oder auch Gleichgültigkeit.

Verhalten:

  • Das Verhalten dem Hund gegenüber ist meistens sehr liebevoll. Manchmal zeigt sich auch eine Überforderung, Hilflosigkeit oder Gleichgültigkeit.
  • Der Hund wird sehr häufig gestreichelt und bekommt viel Aufmerksamkeit.
  • Futter im Sinne einer Belohnung wird großzügig in jeder Situation gegeben. 
  • Wenn sich der Hund „unmöglich“ benimmt, wird sein Verhalten immer entschuldigt oder verniedlicht.
  • Der Hund wird sehr oft gelobt, auch für Selbstverständliches. 
  • Es findet keine Korrektur statt. Grenzen werden keine gesetzt.
  • Das Verhalten in Konfliktsituationen ist insgesamt eher passiv. Ganz nach dem Motto: „Die Hunde regeln das schon untereinander.“
  • Der Mensch orientiert sich am Hund.

Auswirkungen auf den Hund:

  • Da es dem Hund an Führung und Halt fehlt, kann er chronischen Stress entwickeln.
  • Er wirkt oft unsicher, weil er nicht weiß, was er machen soll oder was von ihm erwartet wird.
  • Der Hund kann sich vollkommen verselbstständigen, da er seinen Menschen nicht braucht.
  • Er zeigt manchmal ein extremes Verhalten, neigt dazu, seine Gefühle nicht im Griff zu haben und reagiert je nach Situation vollkommen übertrieben. 
  • Er ist oft unhöflich, respektlos anderen Hunden und Menschen gegenüber, geht über deren Grenzen.
  • Es fällt ihm schwer, sich zu entspannen, er schläft zu wenig, fühlt sich schnell überfordert. 
  • Einige Hunde zeigen starke Eifersucht und einen nicht angemessenen Beschützerinstinkt ihren Menschen gegenüber.


Erziehung nach der sicheren Bindung durch eine gesunde Führung:

Gedanken:

  • Ich möchte, dass mein Hund sich sicher an meiner Seite fühlt.
  • Was braucht mein Hund, um glücklich zu sein?
  • Wie kann ich ihm zeigen, was ich möchte?
  • Was will mir mein Hund sagen? Wie lerne ich, ihn zu verstehen?
  • Was wünscht er sich von mir?
  • Welche Aufgabe braucht mein Hund, was entspricht seinem Wesen?
  • Wie fühlt er sich, was denkt er?
  • Was kann ich tun, damit es meinem Hund gut geht, er sich an meiner Seite wohl fühlt und sich entspannen kann?

Gefühle:

  • Ich ruhe in mir, vertraue meinen Gefühlen.
  • Ich bin mir meiner Verantwortung bewusst.
  • Ich liebe meinen Hund von Herzen und möchte, dass er sich an meiner Seite geborgen fühlt.
  • Ich bin selbstbewusst.
  • Ich fühle mich gut, da ich mich und die Situation im Griff habe.

Stimme/Sprache:

  • Die Stimme ist ruhig, eher leise, sanft und voller Wärme. „Herzstimme“.
  • Sie wird bewusst und gezielt eingesetzt. Wir reden nicht zu viel und nicht zu wenig, wenn wir was von ihm erwarten.
  • Die Stimme wirkt beruhigend und klar.

Körper/Energie:

  • Die Körperhaltung ist entspannt und zeigt dadurch, dass wir uns wohl fühlen. 
  • Wir bewegen uns aufrecht, sind sehr präsent im Hier und Jetzt. 
  • Die Ausstrahlung signalisiert mentale Stärke und vermittelt das Gefühl der Sicherheit.

Verhalten:

  • Das Verhalten ist immer der Situation entsprechend.
  • Es ist ruhig und klar, für den Hund immer berechenbar.
  • Der Hund wird fair behandelt.
  • Je nach Situation erhält der Hund ein Lob oder eine Korrektur.
  • Der Hund wird nie bestraft. Es wird nicht über Angst oder Druck gearbeitet.
  • Es wird miteinander kommuniziert und nicht einseitig kommandiert.
  • Statt Kommandos erhält der Hund verbale und körperliche Signale, die er versteht.
  • Das Verhalten des Hundes wird nicht persönlich genommen.
  • Bei einem Fehlverhalten hinterfragt sich der Mensch selbst.
  • Fehler werden akzeptiert und als Teil des Lernprozesses wahrgenommen.
  • Futter wird nicht als Bestechung/Ersatz für eine Beziehung eingesetzt, sondern als Verstärker bei einer Übung oder Beschäftigung (zum Beispiel bei der Nasenarbeit).

Auswirkungen auf den Hund:

  • Der Hund folgt seinem Menschen entspannt und orientiert sich an ihm.
  • Er akzeptiert die Anweisungen seines Menschen, da er ihm vertraut.
  • Er zeigt ein entspanntes, ausgeglichenes und souveränes Verhalten.
  • Er genießt die Nähe seines Menschen und bindet sich eng an ihn.
  • Er hat ein gesundes Sozialverhalten Menschen und anderen Hunden gegenüber.
  • In einer Konfliktsituation zeigt er eine gesunde gehemmte Aggression.
  • Er ist in der Lage, lange Zeit entspannt zu ruhen und wenn es drauf ankommt auch gute Leistung zu erbringen.
  • Sein Selbstbewusstsein ist ebenso wie sein Selbstvertrauen gesund ausgeprägt und er ist bis zu einem gewissen Grad in der Lage, lösungsorientiert und eigenständig zu handeln.
  • Der Hund fühlt sich, im wahrsten Sinne des Wortes, hundewohl und zeigt dies auch deutlich in seinem ausgeglichenen Verhalten.

Erfahre im Buch von Radana Kuny alles darüber, wie man zum Rudelführer wird, modern erzieht und jeden Hund für sich gewinnt:

Follow me – Das Leadership-Praxisbuch für Rudelführer

Radana Kuny

Minerva Verlag, Mönchengladbach

Format 17 x 24 cm

ISBN 978-3-910503-02-1

Erhältlich im MinervaStore.

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