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Neulich … | hatte ich zwei Gespräche. Mit zwei Frauen.

Beide wollten einen Welpen bei mir kaufen. Ich fragte, was sie meinem Hund bieten könnten. Viele können diese Frage schon nicht verstehen, weil sie meinen, sie sind doch schon so vernünftig und kaufen ihren Hund beim Züchter. Und dann auch noch für viel Geld.

DAS MACHE SIE DOCH SCHON DESHALB ZU ADÄQUATEN WELPENKÄUFERN

Einige denken sich, es sei sinnvoll, sich in einem perfekten Bild zu präsentieren.
Das sieht dann meist so aus: Es ist viel Zeit für den Hund, man arbeitet von zu Hause oder arbeitet gar nicht, viele sind auch „nur“ Hausfrau und Mutter. Die meisten haben einen Garten. Groß! Und wohnen genau am Park! Auch emotional wird kräftig aufs Pedal gedrückt: Die Kinder wünschen sich schon jahrelang einen Hund. Sie sparen schon seit Monaten ihr ganzes Taschengeld und sind bereit sich der ganzen Verantwortung zu stellen. Gibt es keine Kinder, dann wird oft erzählt, dass gerade ein geliebtes Tier verstorben ist und man vor lauter Trauer nicht mehr aus und ein weiß. Versteh mich nicht falsch, sicherlich ist es bei dem ein oder anderen genauso gelaufen und ich möchte niemanden der Lüge bezichtigen, aber die meisten Telefonate decken sich übereinander wie eine Schablone.
Natürlich scheinen alle oben genannten Argumente erst einmal eine gute Voraussetzung zu sein. Und auch gegen Herzenswünsche ist eigentlich nichts einzuwenden.

ABER SIND DAS FÜR EINEN ZÜCHTER KRITERIEN, DEM MENSCHEN EINEN WELPEN ZU VERKAUFEN?

Ich erzähle dir dazu ein Beispiel.
Eine Familie aus meinem recht gut situierten Hamburger Stadtviertel bewarb sich auf einen Welpen. Oberflächlich gesehen war alles in Ordnung. Sie war Hausfrau und Mutter, er ging arbeiten. Die Kinder wünschten sich schon lange einen Hund, ein großes Haus war vorhanden und ein großer Garten. Die Lage? Direkt am Park.
Die andere Bewerberin für diesen Welpen kam aus einem nicht ganz so gut situierten Viertel, wohnte mit ihrer Katze in einer Zwei-Zimmer Wohnung ohne Garten, kein Balkon und war halbtags beschäftigt. Mit beiden führte ich lange Gespräche und entschied mich am Ende für die alleinstehende Bewerberin ohne Garten, ohne Balkon.

WARUM?

Sagen wir es mal so: Im Gespräch mit der „Hausfrau und Mutter“ wurde klar, dass der Wunsch nach einem Welpen in erster Linie von den Kindern ausging. Die Hauptverantwortung lag also bei den Kindern. Sicherlich war ihr klar, dass sie auch mal mit drauf gucken würde. Auf Nachfrage berichtete sie mir, was die Kinder für Hobbys hätten. Und ich fragte mich dann tatsächlich, wann da noch Zeit für einen Welpen oder Hund sein sollte. Als ich mich nach einer Hundeschule erkundigte, hieß es, das müsse man dann sehen, wenn der Welpe da wäre. Auf jeden Fall wohnten sie in der Nähe eines Parks und da sei immer viel los auf der Hundewiese. Dort hätte der Welpe dann wohl jede Menge Spaß durch die anderen Hunde. Ich fragte sie, ob sie ein Konzept im Kopf hätte, den Welpen groß zu ziehen?

DIE ANTWORT:

Sie würde das schon schaffen, mit ganz viel Liebe und schließlich hätte sie ja auch drei Kinder fast groß bekommen.
Die alleinstehende Dame hatte sich informiert. Die Rasse sei mit Katzen verträglich, die Hundeschule wäre zwar etwas entfernt, aber wenn der Welpe von den Impfungen her so weit sei, würde nichts dagegen sprechen, dort hinzufahren.
Auf meine Nachfragen erzählte sie mir, wie viel Zeit sie zur Eingewöhnung hätte und wie sie es mit dem Alleinsein regeln wollte. Ihr Konzept hatte Hand und Fuß und zeigte mir, dass sie sich mit dem Thema Welpe und Hund beschäftigt hatte. Sie wahr ehrlich, erkannte ihre eigene Situation und fragte mich am Ende, ob das für einen Hund dieser Rasse in Frage kommen könnte.
Es konnte.

WAS WOLLEN WIR ZÜCHTER?
Wir wollen keine äußerlich besten Bedingungen. Keine Kinder, die eine Aufgabe brauchen.
Wir brauchen Menschen und Familien, die uns das Gefühl vermitteln, sich selbst und ihre Situation richtig einzuschätzen.
Erwachsene Menschen, denen bewusst ist, dass ein Hund kein mitlaufendes Kuscheltier ist, sondern ein Wesen, was bekümmert und artgerecht gehalten und erzogen werden will. Wir möchten ehrliche und authentische Gespräche und die Gewissheit, dass das Thema Welpe und Hund ausgiebig von allen Seiten durchleuchtet wurde.

Wie heißt es so schön im Buch der Bücher: „Habt nicht nur eure eigenen Interessen im Auge, sondern auch die der anderen!“ (Philiper 2:4)
Das bringt es doch gut zum Ausdruck. Denk beim Hundekauf an den Hund. Betrachte dein Leben aus seiner Sicht, gerade jetzt zu dieser Zeit, wo der Wunsch nach einem vierbeinigen Freund so groß ist.
Du hast schon einen Hund? Dann zeig diesen Artikel doch den Menschen, die einen Hund kaufen möchten.
Die Hunde werden dir dankbar sein. In diesem Sinne: Pass gut auf, auf Ihre Vierbeiner und dich selbst!

Ihre Nathalie Lièvre-Heese

Als Hundehebamme holte Nathalie Lièvre-Heese hunderte von Welpen auf die Welt. Sie führt eine tierische Naturheilpraxis in Hamburg-Blankenese und züchtet Bolonka Zwetnas unter dem Zwingernamen „Bolonkas vom Süllberg“ und dabei erlebt Nathalie Lièvre-Heese eine Menge – Gutes, aber auch Bedenkliches. Darüber schreibt Sie in Ihrer Kolumne für die HundeWelt.


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