Mensch & Tier

Pet Parents vs. Real Parents: Der ultimative Instagram-Beef

Wer nervt mehr mit seinen Babys? Eine wissenschaftliche Analyse der absurdesten Social Media-Schlacht unserer Zeit

Von Lisa Fuchs

Okay Leute, wir müssen über den Krieg sprechen. Nein, nicht den zwischen Links und Rechts oder Millennials und Boomern. Ich rede vom ultimativen Social Media-Beef unserer Zeit: Pet Parents vs. Real Parents.

Letzte Woche postete ich ein süßes Foto von meinem Hamster mit der Caption “Mein Baby macht heute seine ersten Schritte im neuen Laufrad” und bekam DMs von einer Mutter, die mir erklärte, warum ich nicht verstehen kann, was “echte Liebe” bedeutet, bis ich “richtige Kinder” habe.

Plot twist: Ich bekam auch Support von anderen Pet Parents, die meinten, Haustiere seien “ehrlicher und weniger anstrengend als menschliche Kinder”.

Willkommen im absurdesten Kleinkrieg des Internets, wo beide Seiten denken, sie haben das Monopol auf Liebe, Verantwortung und Posting-Rechte.

Die Schlacht der Baby-Fotos

Scrollt mal durch euer Instagram und macht ein Experiment: Zählt, wie viele Baby-Posts ihr seht. Sowohl menschliche als auch pelzige. Die Zahl wird euch schockieren.

Ich verbrachte eine Woche damit, beide Lager zu beobachten. Das Ergebnis: Beide Seiten sind equally obsessiv, nur mit unterschiedlichen Problemen.

Team Real Parents: “Sieh dir meinen Sohn beim Essen an!” (23 Stories über ein Kind, das Nudeln isst)

Team Pet Parents: “Luna lernt sitzen!” (47 Videos von einem Hund, der… sitzt)

Beide Gruppen sind völlig überzeugt, dass ihr Content der Höhepunkt menschlicher Zivilisation ist.

Die Psychologie des Posting-Wahns

Warum machen beide Gruppen das? Ich sprach mit einer Medienpsychologin, die selbst drei Katzen und ein Kind hat (Switzerland in diesem Beef).

“Sowohl Haustiere als auch Kinder erfüllen tief verwurzelte menschliche Bedürfnisse nach Fürsorge und Zweck”, erklärt sie mir. “Social Media gibt Menschen eine Plattform, diese Identität zu performen und Validation zu bekommen.”

Übersetzung: Beide Seiten brauchen Bestätigung für ihre Lebensentscheidungen. Und sie bekommen sie durch Likes.

Team Real Parents: Die Argumente

Ich sammelte die häufigsten Beschwerden von echten Eltern über Pet Parents:

“Das ist nicht dasselbe!” – Der Klassiker. Menschen ohne Kinder können angeblich nicht verstehen, was “echte” Verantwortung bedeutet.

“Ihr könnt euer ‘Baby’ in eine Box sperren” – Fair point, aber auch weird formuliert.

“Haustiere leben nur ein paar Jahre” – Harsh, aber technisch korrekt.

“Ihr habt keine schlaflosen Nächte” – Obviously haben diese Menschen keine jungen Welpen erlebt.

“Es kostet nicht dasselbe” – Spoiler: Haustierkosten sind oft höher als sie denken.

Eine Mutter aus Hamburg schrieb mir: “Pet Parents wollen alle Vorteile der Elternschaft ohne die echten Opfer. Das ist anmaßend.”

Okay, ich verstehe die Frustration. Aber ist Competition wirklich notwendig?

Team Pet Parents: The Clap Back

Die Pet Parent Community hatte einiges zu sagen:

“Unsere ‘Kinder’ urteilen uns nicht” – Touché.

“Keine Teenager-Phase” – Definitiv ein Plus.

“Bedingungslose Liebe ohne Drama” – Haben sie mal eine Katze während der Paarungszeit erlebt?

“Weniger Umweltbelastung” – Actually ein valider Punkt.

“Keine Schulgebühren” – Aber dafür Tierarztkosten, die bankrott machen können.

Ein Pet Parent aus Berlin meinte: “Menschen kriegen Kinder aus Versehen. Ich habe bewusst entschieden, dass Tiere besser zu meinem Leben passen.”

Das ist… actually ein vernünftiger Take?

Die Kosten-Analyse: Plot Twist incoming

Hier wird’s interessant. Ich rechnete mal durch, was beide “Baby-Typen” kosten:

Menschliches Baby (erstes Jahr):

  • Grundausstattung, Windeln, Nahrung, Kleidung, Arztkosten
  • Grober Richtwert: Mehrere tausend Euro

Hunde-“Baby” (erstes Jahr):

  • Anschaffung, Ausstattung, Futter, Tierarzt, Training
  • Grober Richtwert: Auch mehrere tausend Euro

Katzen-“Baby” (erstes Jahr):

  • Anschaffung, Ausstattung, Futter, Tierarzt, Kastration
  • Grober Richtwert: Immer noch vierstellig

Plot twist: Die Unterschiede sind kleiner als beide Seiten behaupten. Besonders wenn das Haustier chronisch krank wird oder das menschliche Kind gesund bleibt.

Social Media-Analyse: Wer nervt mehr?

Ich analysierte eine Woche lang beide Content-Typen. Meine völlig wissenschaftlichen Erkenntnisse:

Real Parents Content:

  • Häufigkeit: Sehr hoch
  • Wiederholung: “Erstes Mal” alles mögliche
  • Oversharing: Windel-Content (why?)
  • Unsolicited Advice: Konstant

Pet Parents Content:

  • Häufigkeit: Auch sehr hoch
  • Wiederholung: Derselbe “süße” Trick täglich
  • Anthropomorphisierung: “Mein Hund sagt…”
  • Costume Content: Weihnachtspullover im Juli

Das Urteil: Beide sind equally anstrengend, nur auf verschiedene Weise.

Die Comment-Kriege

Wo es richtig ugly wird, sind die Kommentare. Ich dokumentierte echte Exchanges:

Pet Parent postet Hund im Kinderwagen: “Das ist kein Baby!!!” – RealMomBerlin2019 “Lieber ein Hund als dein verzogenes Kind” – DogMomForever

Real Parent postet Kind beim Essen: “Warte, bis meine Katze das lernt” – CatLady47 “Katzen können keine Windeln wechseln” – MomOfThree_Hamburg

Das ist… toxisch? Aber auch irgendwie faszinierend?

Die Kinderschutz-Dimension: Der Elephant im Room

Hier kommt ein Thema, über das niemand gerne spricht: Sollten Kinderfotos überhaupt ins Internet? Während Pet Parents ihre Tiere bedenkenlos posten können, übersehen viele Real Parents ein wichtiges Problem.

Kinder können nicht zustimmen, dass ihr ganzes Leben dokumentiert und öffentlich geteilt wird. Ein Hamster juckt es nicht, wenn sein Foto viral geht. Ein Teenager schämt sich vielleicht ein Leben lang für das Töpfchen-Foto, das Mama 2024 süß fand.

Eine Datenschutz-Expertin warnte mich: “Kinderfotos im Internet bleiben forever. Sie können für Identitätsdiebstahl, Cybermobbing oder noch Schlimmeres missbraucht werden.”

Das ist der uncomfortable truth: Pet Parents haben in diesem einen Punkt einen ethischen Vorteil. Ihre “Kinder” werden nicht in 15 Jahren peinlich berührt sein, dass ihr ganzes Leben online dokumentiert wurde.

Real talk: Haustiere können nicht verklagt, gemobbt oder diskriminiert werden wegen ihrer Baby-Fotos. Menschliche Kinder schon.

International Perspective: Deutsche Eigenarten

Deutsche haben eine besondere Beziehung zu diesem Thema. Eine Kultursoziologin erklärte mir:

“Deutsche Gründlichkeit zeigt sich auch in Pet Parenting. Hier gibt es Hundeschulen, die teurer sind als manche Kitas. Aber auch Real Parents sind extremely prepared.”

Das stimmt: Deutsche Pet Parents haben oft detailed Erziehungspläne für ihre Tiere. Deutsche Real Parents haben Apps für alles.

Beide Seiten nehmen ihre Rolle sehr ernst. Maybe zu ernst?

Die Corona-Eskalation

Der Beef eskalierte während Corona massiv. Lockdown brachte beide Gruppen an ihre Grenzen:

Real Parents: Homeschooling + Homeoffice = Breakdown Pet Parents: 24/7 mit energiegeladenen Tieren = Auch Breakdown

Plötzlich posteten beide Seiten verzweifelte Content über “survival mode”. Ironischerweise wurden sie sich ähnlicher, je gestresster sie wurden.

Die Wissenschaft der Bindung

Hier kommt ein reality check: Wissenschaftlich gesehen aktivieren sowohl Babies als auch Tierbabys dieselben Regionen im menschlichen Gehirn. Cuteness overload löst echte chemical reactions aus.

Ein Neurowissenschaftler erklärte mir: “Das menschliche Gehirn ist darauf programmiert, auf Baby-features zu reagieren. Ob Mensch oder Tier – die Hormonausschüttung ist similar.”

Das bedeutet: Die Gefühle sind auf beiden Seiten real. Die Liebe ist echt. Der Beef ist künstlich.

Celebrities im Pet Parent Game

Celebrities haben diesen Beef auf ein neues Level gehoben. Manche behandeln ihre Haustiere wie Kinder, ihre Kinder wie Accessoires, oder beides equally intensiv.

Das schafft unrealistische Standards für normale Menschen, die weder celebrity budgets noch nannies haben.

Die Lösung: Radical Acceptance

Nach wochenlanger Beobachtung dieses absurden Krieges bin ich zu einer Erkenntnis gekommen: Beide Seiten haben recht. Und beide liegen falsch.

Real Parents haben recht: Kinder großziehen ist härter, komplexer und gesellschaftlich wichtiger als Pets.

Pet Parents haben recht: Tiere verdienen Liebe, Fürsorge und Respekt. Sie sind Familie.

Beide liegen falsch: Wenn sie denken, es ist ein Wettbewerb.

Praktische Tipps für Frieden

Für Real Parents:

  • Pet Parents invalidieren nicht eure Experience
  • Deren Content kann ignored werden
  • Eure Kinder sind amazing, auch ohne Comparison

Für Pet Parents:

  • Human babies sind komplexer als Pets
  • “Fur baby” ist okay, aber not literally dasselbe
  • Respektiert den Unterschied, feiert eure Choice

Für alle:

  • Weniger defensive Comments
  • Mehr Support für verschiedene Lebensstile
  • Akzeptiert, dass Menschen verschiedene Wege zur Erfüllung finden

Das entspannte Fazit

Dieser ganze Beef ist eigentlich symptomatisch für größere gesellschaftliche Issues: Der Druck, Lebensentscheidungen zu rechtfertigen, die Suche nach Validation durch Social Media, und die Tendenz, alles zum Wettbewerb zu machen.

Real talk: Ob ihr menschliche Babies oder fur babies habt – beide bringen Freude, Verantwortung und Content-Potential. Beide verdienen Respekt.

Die Welt ist groß genug für süße Kinderfotos UND adorable Haustiervideos. Müssen wir wirklich darüber streiten, wer mehr Liebe verdient?

Bottom Line: Liebt eure Babies – welcher Art auch immer. Postet euren Content. Aber lasst andere Menschen in peace ihre eigenen Entscheidungen treffen.

Und falls ihr beide Camps vereinen wollt: Adoptiert ein Haustier UND bekommt Kinder. Dann könnt ihr doppelt so viel Content posten und beide Seiten nerven.

Lisa Fuchs ist Journalistin in Berlin-Neukölln und proud pet parent eines Hamsters, der mehr Instagram-Follower hat als sie selbst.

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