Massage & Akupressur bei der Katze
Eine Massage hilft, angespannte Muskeln zu lockern und den Geist zu entspannen. An kalten Herbst- und Wintertagen sehnen wir uns nach der Arbeit danach, den Stress loszulassen und im Hier und Jetzt zu entspannen. Ähnlich geht es unseren Stubentigern.
Sie haben den Tag lang gespielt, sind durch die Wohnung gestromert und haben vom Fenster aus alles im Blick behalten. Vielleicht hat auch ein aufdring-licher Vogel oder ein nerviger Hund den Tag versaut? Auch die Samtpfoten wollen nun entspannen. Jetzt eine Massage auf dem Schoß des Lieblingszweibeiners und die Welt ist perfekt.
Was müssen wir beachten?
Viele Samtpfoten mögen keine intensiven Massagen. Deswegen gehen wir ganz langsam und sanft vor. Es braucht einige Zeit und Ruhe, bis wir von einer Massagetechnik zur anderen übergehen können. Für uns selbst ist es fast so meditativ wie für den Vierbeiner. Am besten sind die Fingernägel nicht zu spitz oder lang, damit man seine Katze nicht versehentlich kneift oder kratzt.
Wie funktioniert der Ablauf?
Wir beginnen mit einer Technik, die sich Ausstreichung nennt. Langsam lassen wir unsere Hände vom Nacken über den Rücken gleiten, umfassen den Ansatz des Schwanzes und lassen die Hand bis zur Schwanzspitze weitergleiten. Bevor die Hand die Schwanzspitze erreicht, beginnt die andere Hand den Rücken entlang zu streichen, sodass niemals der Kontakt zum Vierbeiner unterbrochen wird.
Zu Beginn lassen wir unsere Hand ohne Druck einfach übers Fell streichen. Nach ein paar Minuten darf die Hand langsam schwerer werden. Das Tempo wird dabei die ganze Zeit über konstant gehalten. Jetzt bekommen wir ein Gefühl dafür, wie angespannt oder entspannt die Muskeln sind. Wir gehen dazu über, die gleichförmige Bewegung vom Nacken über die Schulter ins Vorderbein bis zur Pfote zu verlagern. Auch hier können wir das Vorderbein sanft umschließen und dann die Bewegung fortsetzen. Dies machen wir wieder einige Minuten und wechseln dann das Bein.
Wenn die Katze auf der Seite liegt, lassen wir unsere Hand über die Brust auf das andere Vorderbein gleiten. Danach sind die Hinterbeine dran. Die massierende Hand wandert über den Rücken und die Hüfte in die Pfote des Hinterbeins. Dabei ist es wichtig, die Bewegung ein paar Zentimeter über das Bein hinaus auszuführen. Langsam und gleichmäßig.
Zum Schluss das andere Hinterbein. Der Stubentiger beginnt sich zu entspannen und das Wellness-Programm zu genießen. Die Haut und die Muskeln sind gut durchblutet.
Nun gehen wir zur nächsten Technik über, der Zirkelung.
Dafür nehmen wir den Zeige- und Mittelfinger einer Hand und strecken diese aus. Im Kopf stellen wir uns vor, dass sie zusammenkleben. Mit diesen zwei Fingern beginnen wir wieder am Hals und führen neben der Wirbelsäule langsame, kreisende Bewegungen aus. Dabei üben wir keinen Druck aus, das Gewicht der Hand reicht völlig. Wir beginnen auf der rechten oder linken Seite der Katze und wandern langsam in kreisenden Bewegungen den Rücken entlang bis zum Schwanzansatz. Danach führen wir dieselbe Bewegung auf der anderen Seite des Rückens aus. Wichtig auch hier: Nie den Kontakt zum Körper verlieren. Immer abwechselnd rechts und links der Wirbelsäule entlangfahren. Nach ein paar Minuten beginnen wir, mit flacher Hand von der Wirbelsäule seitlich Richtung Bauch zu streichen.
Wir fangen an der Brustwirbelsäule an und streichen erst rechts, dann links über die Schulter. Dabei wandern wir langsam den Brustkorb entlang und über die Lendenwirbelsäule bis zur Hüfte. Wie immer reicht das Gewicht der Hand völlig aus, denn viele Samtpfoten empfinden es eher als unangenehm, wenn zu viel Druck ausgeübt wird. Zum Schluss streichen wir den ganzen Körper nochmal aus, damit das Lymphsystem alle gelösten Schlackstoffe abtransportiert.
Woran merken wir, ob es der Katze guttut?
Abgesehen von den klassischen Anzeichen wie Schnurren oder dem langsamen Blinzeln, gibt es weitere Merkmale, dass die Samtpfote unsere Massage genießt. Zum einen schmiegt sie sich tiefer in den Schoß oder an die massierende Hand. Zum anderen dehnen und strecken sie sich ausgiebig, wenn wir fertig sind. Insgesamt entspannen sich Körper und Gesichtszüge. Auch wenn sich die Augen nicht schließen, schauen sie unfokussiert, gelassen und weich in den Raum. Die Pupillen sind etwas geweitet und die Ohren leicht nach vorne gerichtet. Samtpfoten sind Individualisten. Jede Mieze zeigt ihre Entspannung auf ihre ganz eigene Art und Weise. Also überlegen wir einmal: Wie zeigt mir meine Katze, dass sie entspannt ist?
„Der schönste Ton auf der Welt ist das Schnurren einer Katze.“
Woran sehe ich Probleme der Samtpfote?
Eine Massage ist zwar als Teil eines Wellness-Programms super geeignet – allerdings kann sie vor allem auch eines, nämlich Schmerzen lösen. Muskelverspannungen und Schmerzen sind nicht zu unterschätzen. Erste Anzeichen sind Zuckungen der Haut bei Berührungen. Gerade Miezen sind sehr sensibel, selbst bei leichten Berührungen, bei denen wir kaum das Fell berühren. Außerdem lassen sie sich dann nicht mehr gerne in diesem Bereich anfassen und suchen sich schnell ein neues Plätzchen. Aber auch auf andere Arten lassen sich Samtpfoten anmerken, dass eine Berührung unangenehm ist, zum Beispiel durch Miauen, Knurren oder Aggression. Neben Erkrankungen der Gelenke können auch Triggerpunkte die Ursache sein.
Was sind Triggerpunkte?
Man kann sie als harte Stelle im Muskel oder Gewebe ertasten. Dieser Punkt ist schmerzhaft und kann in verschiedene andere Körperregionen ausstrahlen. Das macht es schwer, den Auslöser zu finden. Schmerzen am Knie können von der Wirbelsäule ausstrahlen. Ein eindeutiger Hinweis: Vierbeiner reagieren vor allem auf Berührung dieser harten Stelle und zeigen deutlich ihren Schmerz. Man sollte diese Stelle äußerst behutsam und langsam behandeln.
Wie behandle ich sie?
Entdecken wir beim Streicheln oder bei einer Massage einen Triggerpunkt, sollten wir diesen langsam und sanft lösen. Zunächst hilft lokale Wärme, die für einige Minuten auf die Körperregion einwirkt. Als Halter hat man die Auswahl zwischen einer Rotlichtlampe, einem Wärmekissen oder einem warmen Wickel – je nachdem, was zur Verfügung steht und vom Stubentiger akzeptiert wird. Danach beginnen wir mit langsamen Ausstreichungen und gehen über zu Zirkelungen mit Zeige- und Mittelfinger. Allerdings sollte man bedenken: Viele Katzen mögen keine intensiven Techniken. Daher sollten wir ohne Druck starten. Über mehrere Minuten hinweg werden die Kreise langsam kleiner, ohne dass der Druck gesteigert wird.
Genaues Beobachten ist wichtig. Fühlt die Mieze sich noch wohl? Wird es unangenehmer? Steht sie gleich auf und sucht sich einen anderen Platz? Wichtig ist, dass die Behandlung an dieser Stelle nicht von der Mieze beendet wird. Abgesehen davon, dass das Unwohlsein und der Schmerz in diesem Zusammenhang in Erinnerung bleiben, wurde der Triggerpunkt noch nicht gelöst. Viel Geduld ist gefragt. Lässt die Katze sich die Zirkelungen auf der Stelle gefallen, können wir den Druck vorsichtig ein wenig erhöhen. Die Bewegung wird mit sehr langsam steigendem Druck weiter ausgeführt. So lange, bis wir merken, dass der Punkt nicht mehr hart und verspannt ist und die Finger ins lockere Gewebe einsinken. Danach lassen wir die Kreise wieder größer werden und beenden die Behandlung mit einer abschließenden Ausstreichung des ganzen Körpers. Die Kunst ist, die Fellnase so lange zur Mitarbeit durch Stillliegen zu motivieren, dass wir die Triggerpunkt-Behandlung problemlos abschließen können.
Wann wenden wir die Massage nicht an?
Ein paar Einschränkungen sind nie zu verhindern. Kranke Stubentiger brauchen ihre Kräfte zur Bekämpfung ihrer Infektion. Eine Massage würde den Erreger im gesamten Körper verteilen. Die verstärkte Durchblutung von Haut und Muskeln kann ein vorbelastetes Kreislaufsystem stark belasten. Daher sollte man in dem Fall auch keine Massage durchführen. Äußerst unangenehm und schädlich für den Stubentiger sind Massagen bei einer Pilzinfektion oder auf offenen Hautstellen. Diese Techniken können bei trächtigen Tieren eine Frühgeburt auslösen oder zur Fehlgeburt führen. Daher bitte auch in diesem Fall warten, bis die Kitten geboren wurden.
Akupressur
Akupressur hat sich aus der Akupunktur entwickelt. Sie sind Teil der Traditionellen Chinesischen Medizin und Jahrtausende alt. Sie setzt sich aus den philosophischen Hintergründen des Taoismus sowie gesammelter Erfahrungen zusammen.
„Eine dösende Katze ist das Abbild von Seligkeit.“ (Jules Champfleury)
Die Lehre des Taoismus:
Das Tao beschreibt das übergreifende „Eine“. Von ihm ist alles ausgegangen und es wird auch noch bestehen, wenn alles geendet hat. Es ist der Anfang und existiert noch nach dem Ende. Aus ihm ergeben sich die Polaritäten Yin und Yang. Die meridiane Bewegung des Qis im Körper findet durch Energiekanäle statt. Deren Knotenpunkte werden in der Akupunktur genutzt. Gesundheit bedeutet ein harmonisches Zusammenspiel der Organe durch Yin & Yang, denn Energie muss fließen.
5 Elemente:
In Europa unterscheidet man allgemein in die vier Elemente: Feuer, Wasser, Erde und Luft. In der chinesischen Medizin und in vielen Glaubensgrundlagen werden jedoch fünf Elemente genannt. Diese sind Wasser, Erde, Feuer, Holz und Metall. Sie dienen der Beschreibung der Natur und der Wandlungsphasen.
Worum geht es bei der Akupressur?
In der Akupunktur werden bestimmte Punkte im Körper mit Akupunkturnadeln stimuliert, damit das Qi, die Lebensenergie, fließt. In den Augen der TCM war der Fluss zuvor gestört oder blockiert. Bei der Akupressur werden dieselben Punkte genutzt, aber anstatt mit einer Nadel, arbeiten Therapeuten mit Druck. Die eigenen Finger werden zur Heilung genutzt. Umso exakter man den Akupunkturpunkt trifft, umso stärker die gewünschte Reaktion. Wer gut ist, braucht keine Nadel. Man kann dasselbe Ergebnis – Entspannung und Schmerzlinderung – auch über Fingerdruck an den richtigen Stellen erreichen. Natürlich kann die Chinesische Medizin weitaus mehr als Entspannung für Körper und Geist bringen, doch eine Ausbildung in diesem Bereich dauert viele Jahre.
Katzen und andere Tiere zeigen im Hinblick auf diese Punkte einen erstaunlich sicheren Instinkt und behandeln sich gerne selbst. Dazu legen sie sich auf Gegenstände wie Äste oder drücken sich mit einem bestimmten Körperteil gegen Widerstände. Der Druck löst dann Blockaden und lindert Schmerzen. Die Akupressur regt die Selbstheilung des Körpers an und unterstützt so körpereigene Systeme.
Wie wirkt es?
Den Körper durchziehen 12 Energiebahnen, auf denen man die Akupunktur- bzw. Akupressurpunkte findet. Über diese können wir den Organismus anregen oder beruhigen. Unseren Stubentiger wollen wir beruhigen, daher betrachten wir diesen Aspekt genauer.
Wie funktioniert der Ablauf?
Je nach Größe des Bereichs, in dem sich der Akupressurpunkt befindet, brauchen wir ein bis zwei Finger. Mit der Fingerkuppe führen wir langsam kreisende Bewegungen aus. Dabei ist es nötig, nur leichten Druck auszuüben. Dies kann einzeln durchgeführt oder in eine Massage eingebettet werden. Um den richtigen Punkt zu finden, brauchen wir gutes Fingerspitzengefühl. Wir berühren den Bereich, in dem wir den gesuchten Punkt vermuten, kaum. Dabei kann man gerne konzentriert die Augen schließen. Wir lassen den Finger wandern, bis dieser an der richtigen Stelle leicht kleben bleibt. Das erfordert etwas Übung und gelingt nicht gleich zu Anfang. Aber nicht entmutigen lassen und weiter probieren.
Akupressurpunkte
1. Mittig zwischen den Ohren auf der Stirn = Beruhigungspunkt, gegen Schlafstörung + Nervosität
2. Mittig etwas oberhalb zwischen den Augenbrauen = Angst und Stress
3. kleine Vertiefung hinter Ohrbasis = Entspannung und Beruhigung
4. außen Handgelenksfalte (Vorderpfote) = Angst, Panik, Nervosität
5. innen zwischen Ellbogen und Vorderpfote = gestresst oder ängstlich
6. auf Höhe des 1. Halswirbels = Rücken- und Hüftschmerzen
7. außen Ellbogenfalter = Schulter und Ellbogen schmerzhaft, Arthrose
8. Aspirinpunkt, zwischen 1. und 2. Zeh = Schmerzen, Arthrose
9. zwischen 2. + 3. Zeh (Hinterpfote) = Entspannung Sehnen und Muskeln, verbesserte Durchblutung
10. Zwischen Sprunggelenk und Sehne außen (Hinterpfote) = Schmerzen Rücken und Hinterpfoten
11. unterhalb des Ohrs außen = Gesichtsmuskeln entspannen sich
Wann setzen wir Akupressur ein?
Wir können eine solche Behandlung ähnlich wie eine Massage – als Wellness – anbieten. Aber wir können auch aktiv die Schmerzen lindern und das Gemüt unseres Stubentigers beruhigen. Manche Vierbeiner sind ängstlicher oder nervöser als andere. Auch nach einem stressigen Tierarztbesuch oder Autofahrten können wir so die Katze wieder beruhigen und besänftigen.
Wann setzt man Akupressur nicht ein?
Sollte die Katze an einer Infektion leiden oder eine chronische Erkrankung des Kreislaufs oder Herzen haben, ist davon abzuraten. Außerdem sollten sich an den Akupressurpunkten keine Flechten, Eiter oder Pilze befinden. Generell sollte nach dem Fressen zuerst eine Pause eingelegt werden. Auch bei Trächtigkeit sollte man keine Akupressur durchführen, um keine Fehl- oder Frühgeburt auszulösen.
Mehr rund um das Thema Katzen-Wellness erfährst du im Buch “Mit Händen heilen – Der 5 Minuten – Praxisguide für jeden Katzenhalter”:

Mit Händen heilen – Der 5-Minuten-Praxisguide
Alina Nierhaus
Minerva Verlag, Mönchengladbach
Format 17 x 24 cm
ISBN 978-3-910503-01-4
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