Kann die Stoßwelle helfen?
Chester gilt wegen seiner Gelenkprobleme als austherapiert. Sein Herrchen will sich mit der Diagnose nicht abfinden. Er hatte ebenfalls Schulterprobleme und machte gute Erfahrungen mit der Stoßwelle.
Harald G. schreibt uns: “Ich habe selbst Probleme mit der Schulter. Konnte den Arm nicht mehr richtig heben und bin nachts vor Schmerzen aufgewacht, wenn ich mich falsch gedreht habe. Mein Orthopäde meinte, das sei halt der Verschleiß – ich war immer sehr sportlich und habe in meiner Jugend aktiv Handball gespielt. Von einer OP riet er mir dringend ab, weil seiner Erfahrung nach zu viel kaputt gehen kann. Also musste ich den Arm still legen, über fast drei Monate. Zusätzlich hatte ich Behandlungen mit einer Stoßwelle. Ich musste sie privat bezahlen, aber heute geht es meinem Arm wieder gut. Nun sehe ich meinen Chester, der beginnt zu humpeln. Er ist 11 Jahre alt und hat genau das gleiche, nämlich Verschleiß, meint der Tierarzt und empfiehlt Schmerzmittel. Wenn er sie erhält, hüpft er wieder herum wie ein junger Hund. Aber er schont die Gelenke natürlich kein Bisschen. Ich habe Zweifel und frage nun bei euch nach, ob ihr wisst, ob die Stoßwelle auch bei Hunden angewendet werden kann? Ich habe meinen Orthopäden schon gefragt, und er wäre bereit, dies bei Chester zu probieren. Aber er kennt sich mit Hunden nicht aus. Wisst ihr da was zu?”
Lieber Harald,
das tut mir für Chester sehr leid. Viele Hunde leiden an Schulter- oder anderen Gelenkproblemen, vor allem im fortgeschrittenen Alter und gerne sind auch die mittelgroßen und größeren Rassen betroffen. Das ist besonders nach Jahren der Aktivität nicht ungewöhnlich. Dann sieht man, dass der Gang unregelmäßig ist, und der Hund versucht, die schmerzende Seite zu entlasten. Alleine dieser Anblick geht ans Herz. Die Ursache liegt oft darin, dass die Muskulatur, die das Gelenk stützt, gedehnt oder einzelne Fasern gerissen sind. Auch die Bänder können gedehnt oder angerissen sein, und dann ist das Gelenk zu locker.
Im Grunde genommen müsste man den Muskel reparieren, und das macht es so schwierig. Denn wie soll Chester verstehen, dass sein Gelenk ruhig gestellt werden muss, damit sich die Bänder und Muskeln wieder regenerieren können? Das, was der Arzt uns Menschen erklären kann, ist einem Hund kaum zu vermitteln. Deshalb behandeln viele Tierärzte konventionell und empfehlen ruhige Spaziergänge an der kurzen Leine in Verbindung mit Schmerzmitteln. Es ist Chesters Glück, dass du dich durch deine eigene Verletzung so gut auskennst und auch das Glück hast, an einen Orthopäden geraten zu sein, der für alternative Heilbehandlungen offen ist.
Immer mehr Ärzte setzen auf sanfte Heilung von Muskeln und Bändern, und versuchen, eine OP zu vermeiden. Das liegt auch daran, dass der Ausgang einer solchen OP immer ungewiss ist und keineswegs eine sichere Heilung verspricht. Eine solche Behandlung ist die extrakorporale Stoßwellentherapie, die auch von einigen Tierärzten routinemäßig bei Sehnenerkrankungen, Spondylosen und Lahmheiten angewendet wird. Deshalb brauchst du nicht auf deinen Orthopäden zurückzugreifen, besser ist es, du gehst mit Chester zum Tierarzt, der hat Erfahrung, wie intensiv die Behandlung beim Hund sein darf. Den Ablauf wirst du kennen: Der Arzt setzt den Applikator außen auf die Schulter des Hundes auf. Die von dem Applikator ausgehenden Wellen dringen tief in das beschädigte Muskelgewebe ein.
Die Therapie zielt darauf ab, den Heilungsprozess durch verschiedene Mechanismen zu fördern:
- Freisetzung von Wachstumsfaktoren: Diese stimulieren das Wachstum von faserigem Gewebe, welches den Muskel strafft und somit dem Gelenk mehr Stabilität verleiht.
- Aufbrechen von Mineralablagerungen: Durch die Stoßwellenbehandlung können Kalziumablagerungen im verletzten Gewebe aufgebrochen werden, was zur Schmerzlinderung beiträgt.
- Schaffung neuer Blutgefäße (Neovaskularisation): Dies verbessert die Sauerstoff- und Nährstoffzufuhr zum verletzten Muskel und unterstützt die Heilung.
- Erhöhte Kollagenbildung: Dies hilft beim Wiederaufbau des beeinträchtigten Muskels.
Ein wesentlicher Vorteil dieser Behandlung ist, dass sie nicht nur Schmerzen lindert, sondern auch das Potenzial hat, das Gewebe tatsächlich zu heilen, was sie von anderen Behandlungsmethoden unterscheidet. Und: Der Hund muss dazu nicht in Narkose gelegt werden. Auch das Fell muss nicht abrasiert werden.
Ich habe selbst auch einmal eine Stoßwellenbehandlung erhalten und weiß, dass die Vibrationen ganz schön wuchtig sind. Überraschenderweise tolerieren die meisten Hunde die Anwendung sehr gut, vielleicht merken sie, dass es hilft. Meistens braucht es 3-4 Sitzungen alle drei Wochen, bis eine Besserung erreicht wird.
Einen Tipp habe ich noch für dich: An der Kleintierklinik München läuft gerade eine Studie über die Wirkung der Stoßwellentherapie bei der Kniearthrose von Hunden. Dort sucht man gerade Hunde mit einem Körpergewicht zwischen 20 und 40 Kilo, die ausschließlich chronische Schmerzen im Kniegelenk als Folge von Kniegelenkarthose haben sollten. Alle Hunde erhalten eine kostenlose orthopädische Untersuchung und eine computerisierte Balance- und Ganganalyse. Je nach Gruppenzugehörigkeit wird eine Stoßwellentherapie des schmerzhaften Kniegelenks sofort oder nach 4 Wochen ohne Kosten für Halter durchgeführt. Zusätzlich wird man während der kompletten Studienzeit telefonisch unterstützt. Vielleicht fällt Chester ja in die Zielgruppe, dann wäre die komplette Behandlung für euch gratis. Koordiniert wird das Projekt von Tierärztin und Doktorandin Julia Witte, hier sind ihre Kontaktdaten: E-Mail: stosswellentherapie@chir.vetmed.uni-muenchen.de
Dir und Chester alles Gute.

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