
Hunde im Herbst: Kompletter Schutz-Guide gegen Kälte, Gefahren & Gesundheitsprobleme
Wenn der Herbst Einzug hält, verändert sich nicht nur die Natur. Auch der Alltag mit unseren Hunden bekommt eine neue Dynamik – mit Kälte, Nässe und Risiken, die man leicht unterschätzt. In diesem Guide findest du die wichtigsten wissenschaftlich belegten Informationen, die dir helfen, deinen Hund sicher und gesund durch Herbst und Winter zu begleiten.
Hypothermie und Erfrierungen – wann es wirklich kritisch wird
Die normale Körpertemperatur eines Hundes liegt bei 38–39,2 °C. Fällt sie auf 37,2 °C, spricht man von einer beginnenden Unterkühlung. Ab 36,7 °C wird es lebensbedrohlich (American Red Cross, Sandia Animal Clinic).
Erfrierungen können – vor allem bei kurzhaarigen Hunden – schon nach 30 Minuten bei Frost entstehen.
Typische Symptome:
- Zittern
- blasse Haut
- flache Atmung
- Muskelsteifheit
- erweiterte Pupillen
Felltypen und Rassen – warum manche Hunde schneller frieren
Ob ein Hund kältefest ist, hängt stark von seiner Fellstruktur ab. 95 Prozent des Fellvolumens bestehen aus Luft, die wie eine natürliche Isolationsschicht wirkt (Kwon & Brundage, 2019).
Gut geschützt: Alaskan Malamute, Siberian Husky, Neufundländer, Berner Sennenhund.
Kälteanfällig: Chihuahua, Französische Bulldogge, Windhunde, Whippets oder haarlose Rassen wie der Chinesische Schopfhund (Hill’s Pet Nutrition, American Kennel Club).

Herbstmilben – kleine Plagegeister mit großer Wirkung
Die orangefarbenen Herbstmilben (Neotrombicula autumnalis) sind nur 0,2 mm groß und leben im Boden. Von Juli bis November sind sie besonders aktiv – doch Fälle im Winter sind inzwischen dokumentiert (ResearchGate).
Befallsstellen:
- Zwischen den Zehen (häufig mit Juckreiz und Hautentzündung)
- Ohrmuscheln
- dünn behaarte Stellen wie Kopf oder Flanken
Wenn Gefahren sich summieren
Kälte allein ist schon belastend – doch in Kombination mit Nässe, Wind und Streusalz wird es richtig gefährlich:
- Nässe zerstört die isolierende Luftschicht im Fell.
- Kalter Wind dringt direkt bis auf die Haut.
- Streusalz wirkt reizend und kann sogar Hautverbrennungen verursachen (Bond Vet).

Weitere Winterrisiken im Überblick
- Saisonale Hundekrankheit: Verdacht auf Zusammenhang mit Herbstmilben. Symptome: Erbrechen, Durchfall, Fieber, Muskelzittern. ➝ sofort zum Tierarzt (PDSA).
- Frostschutzmittel-Vergiftung: Enthält hochgiftiges Ethylenglykol, das süß schmeckt. Symptome: „betrunkenes“ Verhalten, Erbrechen, Krampfanfälle. ➝ Notfallbehandlung (Veterinary Specialists of the Rockies).
- Trockene Heizungsluft: Kann Pfotenballen austrocknen. Luftbefeuchter helfen – Hund und Mensch gleichermaßen.
Beschäftigungsideen für Regentage
Wenig Auslauf kann Frust und Stress auslösen. Studien zeigen: Umweltanreicherung steigert die Lebensqualität (RSPCA Australia).
Ideen für drinnen:
- Puzzlespielzeuge & Denkaufgaben
- Schnüffelteppiche und Suchspiele
- Futterpuzzles für langsames Fressen
- Indoor-Parcours aus Alltagsgegenständen
- Tricktraining für Kopf und Körper
Winter-Blues beim Hund?
Eine saisonale Depression wie beim Menschen ist wissenschaftlich nicht bewiesen. Trotzdem berichten viele Halter:innen, dass ihre Hunde im Winter müder, zurückgezogener oder weniger aktiv wirken.
Mögliche Gründe:
- Spiegelung der Stimmung des Menschen
- hormonelle Veränderungen durch weniger Licht
- höhere Melatoninwerte (z. B. bei Schlittenhunden)
- Langeweile durch weniger Bewegung
Was hilft:
- viel gemeinsame Zeit
- bei anhaltenden Symptomen ➝ tierärztliche Abklärung
- Räume hell machen, Tageslicht nutzen
- Routinen beibehalten
- geistige Auslastung verstärken

Gelenke im Winter – wenn die Kälte schmerzt
Bei Kälte wird die Gelenkflüssigkeit dickflüssiger, die Durchblutung sinkt, Muskeln verspannen sich. Betroffen sind vor allem Senioren, übergewichtige Hunde und Tiere mit Arthrose.
Strategien:
- Wärme: Wärmetherapie (20–30 Minuten), beheizte Hundebetten
- Bewegung: kurze, häufige Spaziergänge, Aufwärmübungen, Schwimmen in beheizten Hundepools
- Absprachen mit dem Tierarzt
Winter-Dehydration – oft unterschätzt
Im Winter trinken viele Hunde zu wenig. Kalte Luft und Heizungen trocknen aus, während Hunde weniger Durst verspüren.
Typische Verlustquellen:
- trockene Atemluft
- Verdunstung über Pfotenballen
- Hecheln
Vorbeugung:
- mehrere Wasserschüsseln im Haus
- leicht erwärmtes Wasser anbieten
- Feuchtfutter oder natriumarme Brühe-Eiswürfel
Fazit
Herbst und Winter bringen für Hunde besondere Herausforderungen. Mit Wissen über Hypothermie, Parasiten, trockene Luft oder Gelenkprobleme kannst du rechtzeitig gegensteuern. Schutzkleidung, Pfotenschutz, geistige Beschäftigung und eine angepasste Ernährung sind dabei die besten Werkzeuge, um die kalte Jahreszeit gesund und entspannt zu überstehen.
Fotos: AdobeStock / Rita Kochmarjova, Yaroslav, Lubo Ivanko, prystai