> KatzenCommunityMeinungMensch & TierStories

Die fünf Stufen der Katzensklaverei

DIETER – Die Kolumne | (Zusammen-)Lebensbetrachtungen eines Felinophilen.

Es gibt ja diese fünf Phasen der Trauer. Hast du davon gehört? Bei Katzenhaltern gibt es auch fünf Phasen. Nur dass am Ende nicht die Akzeptanz kommt, sondern totale Unterwerfung.

Stufe eins: Du holst dir eine Katze. Eine kleine Katze. Wie niedlich! Du denkst, du seist jetzt ein Katzenbesitzer. Bist du aber nicht. Die Katze besitzt dich. Das merkst du nur noch nicht. Das ist wie bei einer Kreditkarte – erst ist alles toll, dann kommt die Rechnung.

Stufe zwei: „Eine zweite Katze wäre schön”. Das sagst du so dahin. Als ob es eine rationale Entscheidung wäre. „Der Ersten täte Gesellschaft gut.” Als ob Katzen Gesellschaft bräuchten. Die brauchen keine Gesellschaft. Die brauchen Untertanen. Und jetzt haben sie schon zwei. Vermutlich lachen sie nachts über dich, wenn du schläfst – sofern sie dich überhaupt noch schlafen lassen.

Stufe drei: Du nimmst eine dritte Katze auf. Das ist der Punkt, an dem du den Nachbarn erklärst: „Ach, drei Katzen, das ist überhaupt kein Problem.” Und die Nachbarn nicken höflich und denken: „Der ist jetzt offiziell übergeschnappt.” Sie haben natürlich Recht. Du könntest jetzt auch gleich eine Katzenklo-Reinigungsfirma gründen. Mit dir als einzigem Angestellten. Ohne Gehalt, versteht sich.

Stufe vier: Eine vierte Katze zieht ein. Jetzt fängst du an, dich zu rechtfertigen: „Vier Katzen sind eigentlich auch nicht mehr Arbeit als drei.” Genau wie vier Kinder nicht mehr Arbeit sind als drei. Oder vier Vollzeitjobs nicht mehr Arbeit sind als drei. Mathematisch gesehen ist das sogar korrekt. Ungefähr so korrekt wie die Aussage: „Ein Hai im Schwimmbad ist nicht gefährlicher als kein Hai im Schwimmbad.”

Stufe fünf: „Fünf ist eine schöne Zahl.” Jetzt hast du aufgegeben. Du trägst nur noch schwarze Kleidung, nicht aus Stilgründen, sondern weil man die Katzenhaare auf schwarzer Kleidung am wenigsten sieht. Wobei… man sieht sie schon, aber es ist dir einfach egal. Wenn Freunde zu Besuch kommen, sagst du Sätze wie: „Ach, setz dich doch. Der Sessel ist nur ein bisschen feucht, Murkel hat da vorhin markiert, aber es ist fast getrocknet.” Deine Freunde kommen übrigens immer seltener zu Besuch. Irgendwann werden nur noch andere Katzenmenschen kommen. So entstehen Sekten.

Die Absurdität ist: Es macht uns nichts aus. Wir werden freiwillig Katzensklaven. Wer sonst würde freiwillig jeden Morgen um fünf Uhr aufstehen, weil eine Pfote sanft – oder weniger sanft – gegen die Wange klatscht? Wer sonst würde einen 20-Euro-Fisch kaufen, ihn in 2-Euro-Katzenfutter verwandeln, das dann zur Hälfte im Napf verschmäht wird? Das ist wie Geld zu verbrennen, nur dass du danach noch das Katzenklo saubermachen musst.

Das ist eigentlich unser Platz in der Katzenwelt: Wir sind Dosenöffner mit Dachbezahlung. Untermieter im eigenen Haus. Aber wir finden das völlig in Ordnung. Ich finde das interessant. Für einen 10-Euro-Mindestlohn gehen Menschen auf die Straße. Aber für eine Katze, die auf dem Kopfkissen schläft und einen nachts in die Nase beißt, zahlen wir bereitwillig Tierarztkosten in Höhe eines Kleinwagens. Mit dem gleichen Geld könntest du einen Urlaub auf den Malediven machen. Aber nein, du bezahlst lieber die Zahnstein-Entfernung für ein Wesen, das dich ansieht, als wärst du der Dreck unter seinen Krallen.

Irgendwann sollten wir Katzenhalter mal eine Gewerkschaft gründen. „Vereinigte Dosenöffner und Katzenklobefüller”. Aber vermutlich würden wir dann auch nur streiken, bis unsere Katzen uns traurig anschauen. Und dann würden wir sofort einknicken. Weil wir so erbärmlich sind. So erbärmlich und so glücklich.


Mehr Spaß, Kolumnen und Infos im Magazin OUR CATS. Bestelle dir dein Abo oder Einzelheft im Shop. Du kennst Our Cats noch nicht? Fordere dir hier dein unverbindliches Probeheft an.

Teilen