Das langsame Blinzeln | Was hat es damit auf sich?
Nichts ist schöner, als nach einem langen Tag neben seiner Katze auf dem Sofa zu liegen und die gemeinsame Zeit zu genießen. Das leise Schnurren, das weiche, glänzende Fell und die großen, liebevollen Augen lassen unser Herz höher schlagen.
Wenn unsere Katze uns ansieht und dabei langsam blinzelt, haben wir das Gefühl, dass sie sich bei uns wohlfühlt und glücklich ist. Oft gilt das langsame Blinzeln einer Katze als freundliche Begrüßung oder als liebevolle Geste. Doch stimmt das überhaupt?
Das gehört zur Planung
Da Katzen aber nicht wie wir Menschen blinzeln müssen, um ihre Augen zu befeuchten, können wir darauf schließen, dass das langsame Blinzeln bewusst passiert. Doch wenn es sich nicht um einen Reflex handelt, worum dann? Tatsächlich kann das Blinzeln nicht nur in entspannten Momenten beobachtet werden, sondern auch in Stresssituationen. Die Körpersprache lässt uns wissen, dass die Katze angespannt ist und sich unwohl fühlt. Sie entfernt sich langsam von ihrem Gegenüber und blinzelt ihm dabei zu. Auch die Ohren sind nicht wie üblich aufgerichtet, sondern rotieren oder sind abgeflacht. Alles weist auf Nervosität hin: Dennoch sind sich viele Katzenliebhaber sicher, dass es sich beim langsamen Blinzeln um ein positives Merkmal handelt. Was steckt also tatsächlich dahinter?
Erste Recherchen
Es gibt so vieles, was wir Menschen noch nicht über unsere tierischen Gefährten wissen. Deswegen gibt es auch in den letzten Jahren immer wieder neue Erkenntnisse in der Wissenschaft, die uns einen Schritt näher dazu bringen, unsere Haustiere besser zu verstehen. Die Universitäten der Städte Sussex und Portsmouth im Vereinigten Königreich haben im letzten Jahr Studien veröffentlicht, die uns erklären könnten, was die Körpersprache unserer Samtpfoten zu bedeuten hat. Um die Forschung zu erleichtern, wurde zunächst definiert, was genau überhaupt als langsames Blinzeln bezeichnet wird. Die Forscher untersuchten das Verhalten, bei dem die Mieze ihre Augen langsam, aber nicht vollständig schließt. Die Augenlider bewegen sich lediglich zueinander, ohne sich zu berühren. Danach lässt die Mieze ihre Augen halb oder vollständig geschlossen.
Das Ziel der Studie war, zu verstehen, inwiefern die Katze das langsame Blinzeln zum Kommunizieren mit anderen Samtpfoten und mit Menschen verwendet. Um das herauszufinden, wurden Katzenbesitzer dazu aufgefordert, ihren Katzen zuzublinzeln und ihre Reaktion zu dokumentieren. Gleichzeitig wurden die Haustiger gefilmt, wenn sie von ihren Haltern ignoriert wurden, um die Reaktionen vergleichen zu können. Dann wurde die Mimik der Samtpfoten mithilfe eines Computerprogramms analysiert, um Unterschiede feststellen zu können. Daraufhin wurde dieser Prozess noch einmal wiederholt, nur diesmal haben nicht die Besitzer, sondern Mitglieder des Forschungsteams den Katzen zugeblinzelt. So sollte ermittelt werden, wie sich die Reaktion der Katzen bei bekannten und unbekannten Gesichtern unterscheidet.
Ähnlichkeiten zu anderen Tieren
Tatsächlich ist diese bei Katzen auffallende Mimik nicht nur auf ihre eigene Art beschränkt. Auch bei anderen Tieren zeigt sich, dass die Augen sich bei Entspannung oder bei Glücksgefühlen langsam schließen. Beispiele dafür sind Hunde, Kühe oder Pferde. Auch bei ihnen kann davon ausgegangen werden, dass es sich um ein positives Verhalten handelt, das nur in seltenen Fällen bei Nervosität auftritt. Selbst wir Menschen schließen unsere Augen, wenn wir lachen oder lächeln. Dass dieses Merkmal als freundlich aufgenommen wird, ist also eigentlich nichts Neues!
Der Unterschied zu unseren Samtpfoten ist, dass sie Blickkontakt normalerweise als gefährlich oder gar bedrohlich wahrnehmen. Bevor zwei Haustiger miteinander kämpfen, starren sie sich häufig sekunden- oder sogar minutenlang an. Das langsame Blinzeln könnte also als Zeichen wahrgenommen werden, dass die Katze den Augenkontakt unterbrechen will. So signalisiert sie, dass sie eine Auseinandersetzung mit ihrem Gegenüber vermeiden will – oder zumindest lässt sich das vermuten.
Zublinzeln als positive Kommunikation
Die Vorstellung, dass Katzen sich langsam zublinzeln, um zu signalisieren, dass es sich nicht um eine Gefahrensituation handelt, macht in vielen Aspekten Sinn. Denn auch in einem solchen Moment kann die Mieze angespannt sein oder Angst haben, während sie versucht, ihrem Gegenüber klar zu machen, dass sie einen Kampf vermeiden möchte. Das bedeutet allerdings auch, dass das langsame Blinzeln nicht immer bedeutet, dass sich das Tier wohlfühlt. Was können wir also aus diesen Erkenntnissen mitnehmen? Wir können uns dieses Verhalten selbst zunutze machen.
Vermutlich kann es schüchternen oder nervösen Katzen helfen, sich schneller wohlzufühlen, wenn wir ihnen zublinzeln. Das kann also bei neu eingezogenen Miezen wunderbar eingesetzt werden. Gleichzeitig sollten wir im Hinterkopf behalten, dass eine langsam blinzelnde Samtpfote nicht gleich eine glückliche oder entspannte Katze ist. Es ist wichtig, dass wir die gesamte Körpersprache unserer Fellnasen lesen und so versuchen, sie besser zu verstehen. Das bildet eine ideale Grundlage, um eine enge Vertrauensbindung aufzubauen.
Das sagt die Wissenschaft
Die Ergebnisse der Studie haben sich als äußerst interessant herausgestellt. Bemerkt eine Katze, dass ihre Menschen ihnen langsam zublinzeln, reagieren sie meist darauf ebenfalls mit einem Blinzeln. Besonders Kater erwiderten das Verhalten ihrer Halter. Auffällig ist ebenfalls, dass die Haustiger ihren Haltern seltener zublinzeln, wenn diese einen neutralen Gesichtsausdruck zeigen. Auch im Kontakt zu den Forschern zeigte sich, dass die Miezen ihnen eher zublinzelten, wenn diese sie zuerst langsam anblinzeln. Ebenso gingen die Katzen eher auf die unbekannten Forscher zu, wenn sie von ihnen angeblinzelt wurden.
Bei dem Versuch mit den Forschern zeigten sich bei den Haustigern jedoch keine Geschlechterunterschiede. So können wir zumindest darauf schließen, dass Katzen das langsame Blinzeln eher als positives Signal wahrnehmen und es auch als solches erwidern. Zudem wissen wir nun, dass unsere Samtpfoten diese Form der Körpersprache verstehen können und entsprechend darauf reagieren.
Tipp: Du hast eine zurückhaltende, nervöse Katze? Versuch selbst einmal, ihr langsam zuzublinzeln!
Fotos: AdobeStock/Ingairis, FurryFritz, FO_DE
Der Artikel ist erschienen im Magazin OUR CATS.