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Das Geheimnis hinter dem “Kackitanz”

Warum Hunde sich vor dem Häufchenmachen im Kreis drehen.

Jeder Hundebesitzer kennt diese Szene: Man ist mit dem vierbeinigen Liebling unterwegs, er findet seinen perfekten “Toilettenplatz” und dann beginnt das große Ritual. Einmal im Kreis, zweimal im Kreis, manchmal sogar dreimal – und erst dann wird sich zum Geschäft hingehockt. Was viele liebevoll als “Kackitanz” bezeichnen, ist weit mehr als nur eine skurrile Eigenart unserer Hunde.

Eine wissenschaftliche Sensation

Was Hundehalter jahrhundertelang als niedliches Verhalten abgetan haben, entpuppte sich als faszinierendes wissenschaftliches Phänomen. Prof. Dr. Sabine Begall von der Universität Duisburg-Essen hat gemeinsam mit ihrem Forschungsteam über 7.000 Hundebeobachtungen ausgewertet und dabei eine erstaunliche Entdeckung gemacht: Hunde orientieren sich beim Koten am Magnetfeld der Erde.

Die Ergebnisse sind verblüffend: Acht von zehn Hunden nehmen beim Verrichten ihrer Notdurft eine Nord-Süd-Ausrichtung ein. Dieses Verhalten zeigt sich jedoch nur, wenn das Erdmagnetfeld stabil ist. Bei magnetischen Störungen, etwa durch Sonnenstürme, erfolgt das Geschäft völlig ungeordnet in alle Himmelsrichtungen.

Der innere Magnetkompass unserer Vierbeiner

Genau wie Zugvögel scheinen Hunde über einen “inneren Magnetkompass” zu verfügen. Dieser hilft ihnen nicht nur bei der Orientierung im Raum, sondern spielt offenbar auch beim Setzen von Duftmarkierungen eine entscheidende Rolle. Beim Koten und Urinieren hinterlassen Hunde nämlich nicht nur ihre Ausscheidungen, sondern auch wichtige Geruchsbotschaften, die sie später zur Navigation nutzen können.

Das Drehen vor dem Geschäft dient also der präzisen Ausrichtung – ein faszinierender Beweis dafür, wie eng unsere Haustiere noch mit den Naturkräften verbunden sind.

Mehr als nur Toilettengang

Interessant ist auch, dass viele Hunde dieses Drehverhalten nicht nur vor dem Koten zeigen. Auch vor dem Hinlegen drehen sich viele Vierbeiner mehrmals um die eigene Achse. Hier kommt jedoch weniger das Magnetfeld ins Spiel, sondern vielmehr ein uralter Instinkt: Die wilden Vorfahren unserer heutigen Haushunde mussten das hohe Gras platttreten, bevor sie sich zum Schlafen hinlegen konnten. Gleichzeitig markierten sie mit den Drüsen an ihren Pfoten ihren Schlafplatz.

Humorvolle Wissenschaft mit Ernst

Für ihre außergewöhnliche Forschung erhielt Dr. Begall übrigens den Ig-Nobelpreis der Harvard-Universität – eine humoristische Auszeichnung für Arbeiten, die “erst zum Lachen, dann zum Nachdenken” anregen. Der Name leitet sich vom englischen “ignoble” (unwürdig) ab, doch dahinter steckt ernsthafte Wissenschaft, die unser Verständnis für die Tierwelt erweitert.

Was das für Hundebesitzer bedeutet

Diese Erkenntnisse ändern zwar nichts an der täglichen Gassirunde, geben aber einen faszinierenden Einblick in die noch immer wilden Instinkte unserer domestizierten Gefährten. Das nächste Mal, wenn Ihr Hund seinen “Kackitanz” aufführt, können Sie mit einem Lächeln daran denken: Er sucht nicht nur den perfekten Platz – er navigiert dabei mit einem unsichtbaren Kompass, den die Natur ihm mitgegeben hat.

So wird aus dem alltäglichen Gassigehen eine kleine Lektion in Biologie und ein Beweis dafür, dass auch die scheinbar simpelsten Verhaltensweisen unserer Haustiere tiefere Geheimnisse bergen. Der “Kackitanz” ist damit weit mehr als nur ein niedlicher Tick – er ist ein Fenster in die evolutionäre Vergangenheit und die erstaunlichen Fähigkeiten unserer vierbeinigen Begleiter.

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