Darmgesundheit beim Hund: Wie Probiotika und die richtige Ernährung helfen

Der Darm ist mehr als nur ein Verdauungsorgan. Er ist das Zentrum des Immunsystems. Etwa 70 bis 80 Prozent aller…

Der Darm ist mehr als nur ein Verdauungsorgan. Er ist das Zentrum des Immunsystems. Etwa 70 bis 80 Prozent aller Immunzellen sitzen im Darm. Das bedeutet: Eine gesunde Darmflora ist entscheidend für die Gesamtgesundheit deines Hundes.

Das Mikrobiom deines Hundes: Eine komplexe Welt

Im Darm eines gesunden Hundes leben Billionen von Mikroorganismen – überwiegend Bakterien, aber auch Pilze, Viren und andere Einzeller. Diese Darmflora, die man auch Mikrobiom nennt, besteht aus über tausend verschiedenen Bakterienarten.

Diese kleinen Helfer haben wichtige Aufgaben. Sie spalten Nahrungsbestandteile auf, die dein Hund selbst nicht verdauen kann. Sie stellen Vitamin K und B-Vitamine her. Sie sind die erste Verteidigungslinie gegen krankmachende Keime. Und sie kommunizieren über die sogenannte Darm-Hirn-Achse sogar mit dem Gehirn und beeinflussen Stimmung und Verhalten deines Hundes.

Wenn das Gleichgewicht kippt

Von Dysbiose spricht man, wenn das Gleichgewicht der Darmflora gestört ist. Das kann verschiedene Ursachen haben. Antibiotika töten nicht nur krankmachende, sondern auch nützliche Bakterien. Stress durch Umzug, Tierarztbesuche oder Silvester kann den Darm aus dem Takt bringen. Falsche Ernährung mit minderwertigen Futtermitteln oder häufigen Futterwechseln belastet das System. Infektionen, das Alter, aber auch Medikamente wie Cortison, Schmerzmittel oder Magensäureblocker können die Darmflora durcheinanderbringen.

Die Symptome einer gestörten Darmflora sind vielfältig: Durchfall oder Verstopfung, Blähungen und Magenknurren, stumpfes, glanzloses Fell, Juckreiz und Hautprobleme, Fressunlust oder Heißhunger, Müdigkeit und Antriebslosigkeit, häufige Infektionen. Manchmal zeigen sich sogar Verhaltensänderungen wie Nervosität oder Aggression. Wenn du eines oder mehrere dieser Zeichen bei deinem Hund bemerkst, solltest du genauer hinschauen.

Probiotika: Die guten Bakterien für den Hundedarm

Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die – in ausreichender Menge verabreicht – einen gesundheitlichen Nutzen haben. Bei Hunden werden vor allem diese Bakterienstämme eingesetzt:

Lactobacillus acidophilus unterstützt die Verdauung und hemmt schädliche Keime. Lactobacillus casei stärkt das Immunsystem. Bifidobacterium bifidum fördert die Nährstoffaufnahme. Enterococcus faecium stabilisiert die Darmflora, besonders nach Antibiotika. Bacillus subtilis bildet Sporen, die die Magensäure besser überstehen.

Wann sind Probiotika sinnvoll?

In akuten Situationen wie während und nach Antibiotika-Gabe, bei Durchfall oder Verstopfung, nach Magen-Darm-Infektionen, bei Futtermittelumstellung oder vor und nach stressigen Ereignissen. Aber auch bei chronischen Problemen wie wiederkehrenden Verdauungsbeschwerden, Futtermittelallergien oder Unverträglichkeiten, chronischen Darmentzündungen, Hautproblemen mit Darmbezug oder Immunschwäche. Sowohl Welpen als auch Senioren profitieren vom Aufbau beziehungsweise Erhalt einer gesunden Darmflora.

Die Dosierung wird in KBE angegeben, das steht für Kolonie-bildende Einheiten. Für kleine Hunde unter zehn Kilogramm empfehlen sich ein bis fünf Milliarden KBE täglich. Mittlere Hunde zwischen zehn und 25 Kilogramm brauchen fünf bis zehn Milliarden KBE täglich. Große Hunde über 25 Kilogramm bekommen zehn bis 20 Milliarden KBE täglich. Bei akuten Problemen kann die Dosis kurzfristig verdoppelt werden.

Wie lange gibst du die Probiotika? Bei akuten Beschwerden ein bis zwei Wochen. Nach Antibiotika mindestens vier Wochen. Bei chronischen Problemen zwei bis drei Monate, dann machst du eine Pause. Oder als Kur vier bis sechs Wochen, zwei- bis dreimal jährlich.

Gute Probiotika-Produkte für Hunde sollten mehrere Milliarden KBE enthalten und verschiedene Bakterienstämme kombinieren. Achte beim Kauf darauf, dass das Produkt speziell für Hunde entwickelt wurde und Präbiotika enthält, die die probiotischen Bakterien unterstützen. Einige Produkte sind besonders schmackhaft und gut bei Durchfall. Andere sind hochdosiert mit zehn Milliarden KBE oder mehr. Wieder andere kombinieren Probiotika mit Kräutern für zusätzliche Unterstützung.

Wichtig beim Kauf: Achte darauf, dass das Produkt speziell für Hunde entwickelt wurde. Nicht alle Human-Probiotika sind geeignet. Es sollte eine ausreichend hohe KBE-Zahl haben und mehrere Bakterienstämme enthalten. Ohne Zusatzstoffe wie Zucker oder Aromastoffe. Lagere es kühl und trocken.

Präbiotika: Futter für die guten Bakterien

Während Probiotika lebende Bakterien zuführen, sind Präbiotika unverdauliche Nahrungsbestandteile, die das Wachstum nützlicher Darmbakterien fördern. Wichtige Präbiotika sind Inulin aus Chicorée, Topinambur und Artischocken. FOS, also Fructo-Oligosaccharide, die Bifidobakterien fördern. MOS, Mannan-Oligosaccharide, die schädliche Bakterien binden. Resistente Stärke aus abgekühlten Kartoffeln oder Reis. Und Pektin aus Äpfeln und Karotten.

Natürliche präbiotische Lebensmittel für Hunde sind Chicorée-Wurzel, Topinambur, Äpfel ohne Kerne, reife Bananen, gekochte Karotten, Kürbis, Süßkartoffeln und Haferflocken.

Produkte, die sowohl Pro- als auch Präbiotika enthalten, nennt man Synbiotika. Sie sind besonders effektiv, da die Präbiotika die probiotischen Bakterien auf ihrem Weg durch den Magen-Darm-Trakt füttern.

Fermentierte Lebensmittel: Natur-Probiotika

Fermentierte Lebensmittel sind reich an natürlichen Probiotika und können die Darmgesundheit unterstützen. Geeignet für Hunde ist ungezuckerter Naturjoghurt. Er enthält Lactobacillus bulgaricus und Streptococcus thermophilus und ist gut verträglich, auch bei leichter Laktoseintoleranz. Die Dosierung: ein bis zwei Esslöffel pro zehn Kilogramm Körpergewicht täglich.

  • Kefir hat noch mehr probiotische Stämme als Joghurt und ist gut für die Darmschleimhaut. Auch hier ein bis zwei Esslöffel pro zehn Kilogramm Körpergewicht täglich.
  • Rohes, unpasteurisiertes Sauerkraut ist reich an Milchsäurebakterien und enthält Vitamin C und K. Ein Teelöffel pro zehn Kilogramm Körpergewicht, langsam gesteigert. Wichtig: Es darf nicht gewürzt sein und keine Zwiebeln enthalten.
  • Milder Kimchi ohne Chili und Knoblauch geht nur in sehr kleinen Mengen. Besser sind spezielle Hunde-Varianten.
  • Naturtrüber Apfelessig mit „Mutter“ – ein Teelöffel auf einen Liter Trinkwasser – fördert gute Darmbakterien.

Vorsicht ist geboten bei Kombucha wegen des Alkoholgehalts, bei Miso, das zu salzig ist, und bei Tempeh, einem Sojaprodukt, das nicht für alle Hunde geeignet ist.

Wenn du fermentierte Lebensmittel einführst, beginne mit sehr kleinen Mengen, um Blähungen oder Durchfall zu vermeiden. Steigere langsam über ein bis zwei Wochen.

Die darmgesunde Ernährung

  • Hochwertiges Protein ist wichtig. Gut verdauliche Proteinquellen sind Huhn, Pute, Lamm und Fisch. Minderwertiges Protein belastet den Darm.
  • Ballaststoffe werden in Maßen benötigt. Lösliche Ballaststoffe wie Flohsamenschalen oder Kürbis sind gut für den Darm. Zu viele unlösliche Ballaststoffe können reizen. Ideal sind zwei bis fünf Prozent Rohfaseranteil im Futter.
  • Omega-3-Fettsäuren wirken entzündungshemmend. Quellen sind Lachsöl, Leinöl oder Algenöl. Die Dosierung liegt bei etwa 50 Milligramm EPA und DHA pro Kilogramm Körpergewicht.
  • Führe neue Futtermittel langsam ein. Schleiche sie über sieben bis zehn Tage ein und reduziere den alten Anteil langsam, während du den neuen erhöhst. Plötzliche Wechsel belasten die Darmflora.
  • Regelmäßige Fütterungszeiten helfen dem Verdauungssystem. Zweimal täglich für erwachsene Hunde, zu festen Zeiten. Mindestens eine Stunde Pause vor und nach Bewegung.
  • Dein Hund braucht ausreichend Wasser. Etwa 50 bis 60 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht täglich. Bei Hitze oder Durchfall mehr.

Spezielle Darmkuren und Aufbautage

Bei akutem Durchfall oder Erbrechen hilft eine Magen-Darm-Schonkost. Am ersten Tag fastest du 24 Stunden und bietest nur Wasser an. Am zweiten und dritten Tag gibst du Schonkost: gekochtes Hühnchen ohne Haut und Knochen, gekochten Reis oder Kartoffeln, geriebenen Apfel oder Karotten. Das Verhältnis: ein Teil Fleisch, zwei Teile Kohlenhydrate. Vom vierten bis siebten Tag führst du langsam wieder normales Futter ein.

Als Zusatz für Schonkost eignen sich Flohsamenschalen, die Giftstoffe binden, Heilerde, die Bakterien und Toxine absorbiert, oder Möhrenbrei nach Moro, gesalzen und lange gekocht, der Durchfallerreger bindet.

Die Darm-Hirn-Achse: Psyche und Verdauung

Der Darm und das Gehirn kommunizieren ständig über den Nervus vagus und Hormone. Diese Verbindung erklärt, warum Stress zu Durchfall führen kann, warum ängstliche Hunde oft Verdauungsprobleme haben und warum Darmbakterien die Stimmung beeinflussen.

95 Prozent des Glückshormons Serotonin werden im Darm produziert. Eine gesunde Darmflora kann also tatsächlich zu einem ausgeglicheneren, glücklicheren Hund führen.

Was hilft? Stressreduktion durch feste Routinen, ausreichend Ruhephasen, Kauartikel – denn Kauen entspannt –, Entspannungstraining wie die Relax-Decke. Bei extremer Angst können Bachblüten oder Zylkene helfen.

Häufige Darmerkrankungen beim Hund

  • Akuter Durchfall wird meist durch Futtermittelunverträglichkeit, Stress oder Infektionen ausgelöst. Die Behandlung besteht aus Schonkost, Probiotika und viel Wasser.
  • Chronische Darmentzündung, auch IBD genannt, ist eine Autoimmunerkrankung des Darms. Symptome sind wiederkehrender Durchfall, Gewichtsverlust und Erbrechen. Die Behandlung umfasst Spezialfutter, Immunsuppressiva und Probiotika.
  • Futtermittelallergie ist eine Reaktion auf bestimmte Proteine, häufig Rind, Huhn oder Weizen. Symptome sind Durchfall, Juckreiz und Ohrenentzündungen. Die Behandlung erfolgt durch eine Eliminationsdiät und hypoallergenes Futter.
  • Bauchspeicheldrüsenentzündung, die Pankreatitis, tritt oft nach zu fettem Futter auf. Symptome sind Erbrechen, Durchfall und eine gekrümmte Körperhaltung. Die Behandlung besteht aus Infusion, Schmerzmitteln und fettarmem Futter.
  • Giardien sind Einzeller-Parasiten im Darm. Symptome sind schleimiger Durchfall, oft wiederkehrend. Die Behandlung umfasst Antiparasitika, Hygiene und Probiotika.

Wann du zum Tierarzt musst

Folgende Symptome erfordern einen Tierarztbesuch: Durchfall länger als zwei Tage, Blut im Stuhl, starkes Erbrechen, Apathie und Fressunlust, Fieber über 39 Grad Celsius, starke Bauchschmerzen. Besonders bei sehr jungen oder sehr alten Hunden solltest du nicht zögern. Flüssigkeitsverlust mit eingefallenen Augen und trockenen Schleimhäuten ist ein Notfall.

Deine Darmgesundheits-Checkliste

  • Täglich solltest du hochwertiges, gut verdauliches Futter geben, für ausreichend Wasser sorgen, feste Fütterungszeiten einhalten und bei Bedarf Probiotika geben.
  • Wöchentlich beobachtest du den Kotabsatz – Konsistenz, Farbe und Geruch – und fütterst fermentierte Lebensmittel wie Joghurt.
  • Monatlich kontrollierst du das Gewicht und den Allgemeinzustand: Fell, Energie, Appetit.
  • Mehrmals jährlich lässt du eine Kotuntersuchung auf Parasiten machen und entwurmst bei Bedarf.
  • Bei Bedarf machst du eine Probiotika-Kur, zum Beispiel nach Antibiotika, gibst Schonkost bei Magen-Darm-Problemen und gehst zum Tierarzt bei anhaltenden Beschwerden.

Mythen, die du vergessen kannst

  • „Hunde brauchen keine Probiotika, das ist nur Geldmacherei.“ Das stimmt nicht. Nach Antibiotika oder bei Darmproblemen können Probiotika nachweislich helfen.
  • „Rohfütterung, also BARF, ist automatisch besser für den Darm.“ Auch das ist nicht pauschal richtig. BARF kann gut sein, muss aber ausgewogen sein. Falsches Barfen schadet mehr als es nützt.
  • „Durchfall ist normal bei Hunden.“ Nein. Gelegentlicher, kurzer Durchfall kann vorkommen, chronischer Durchfall ist nicht normal.
  • „Joghurt ist schlecht für Hunde.“ Das Gegenteil ist der Fall. Naturjoghurt in kleinen Mengen ist für die meisten Hunde gut verträglich und gesund.
  • „Probiotika wirken sofort.“ Leider nein. Der Darmfloraaufbau braucht Zeit, mindestens zwei bis vier Wochen für spürbare Effekte.

Der Darm als Zentrum der Gesundheit

Ein gesunder Darm ist die Basis für ein langes, vitales Hundeleben. Die wichtigsten Maßnahmen sind hochwertiges Futter mit gut verdaulichen Zutaten, Probiotika bei Bedarf, Präbiotika über Futter oder Ergänzungen, fermentierte Lebensmittel in kleinen Mengen und Stressreduktion, denn Psyche und Darm hängen zusammen. Kontrolliere regelmäßig den Kotabsatz.

Mit diesen Maßnahmen unterstützt du die Darmgesundheit deines Hundes optimal. Die Investition in die Darmgesundheit zahlt sich aus – durch weniger Tierarztbesuche, ein stärkeres Immunsystem und vor allem durch einen gesunden, vitalen Hund an deiner Seite.

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