
Darex – Prüfung im Sprengstoffbereich
Plötzlich und gänzlich unerwartet – auf einmal war er da: Der Tag der Prüfung im Sprengstoffbereich. Dabei hatte ich mir vorgenommen, mich zu dieser Überprüfung mal richtig gut vorzubereiten. Mindestens zweimal in der Woche wollte ich trainieren, aber wie es halt immer so ist.
Scheinbar geht die Zeit vor Prüfungen viel schneller um als sonst. Das hatte ich knapp eine Woche vorher schon bei einer Schutzhundeprüfung gemerkt, an der ich teilnehmen wollte. Dort hat mich der Prüfungstermin ebenso kalt erwischt. Trotzdem hatte mein Hund „Darex“ 290 von 300 möglichen Punkten erreicht. Das beruhigte mich etwas. So fuhren wir mal wieder völlig unvorbereitet nach Porta Westfalica, wo die Prüfung an einem Wochenende stattfinden sollte. Irgendwann spät am Freitagabend erreichte ich meine Unterkunft, die anderen Teilnehmer und der Prüfer (ein Leistungsrichter der Polizei NRW) waren bereits eingetroffen. Nicht, dass ich mir Sorgen gemacht hätte, dass Darex die Stoffe nicht findet, aber es wird schon einiges abverlangt, auch im konditionellen Bereich. Ich wusste, dass z. B. ein Kinosaal zum Prüfszenario gehören sollte und die Arbeit darin kannte ich noch vom Training bei der Bundespolizei. Gerade solche Objekte verlangen – korrekt abgearbeitet – Hund und Hundeführer einiges ab.
Der erste Tag – Einsatz im Kino
Am nächsten Morgen ging es natürlich direkt ab zum Kino. Ich war als Nummer fünf am Start, konnte mich somit also zumindest seelisch vorbereiten. Ich setzte Darex an, er startete sehr intensiv und konnte nach knapp 10 Sekunden den ersten Stoff finden und korrekt anzeigen. Es ging direkt weiter, irgendwo an den unteren Sitzreihen zeigte er starkes Interesse und zeigte schließlich an. Der Hundeführer hat dann natürlich den genauen Liegeplatz des Stoffes zu benennen und da lag ich etwas daneben. Darex war sich sehr sicher und der Stoff galt als gefunden. Es ist durchaus möglich, dass sich der Geruch bei längerer Liegezeit und unter einer Luftströmung etwas verlagert. Mein vierbeiniger Mitstreiter durfte kurz mit seiner Beißrolle zur Bestätigung spielen und dann wurde direkt die dritte Suchlage in Angriff genommen. Mein Freund verfügte schon über etwas Einsatzerfahrung, deswegen suchte er nur an den wirklich interessanten Stellen, prüfte die Luftströmungen und vergeudete seine Energie nicht sinnlos. Das ist sehr wichtig, denn die Hunde müssen sich bei solchen Suchlagen schon sehr anstrengen, da aus einsatztaktischen Gründen sehr genau und an den richtigen Stellen intensiv gesucht werden muss. Stoff Nummer drei war schnell gefunden und ich konnte die Anlage verlassen.
Nachdem alle Teilnehmer durch waren, fuhren wir zur nächsten Suchanlage. Dieses Mal ging es um einen Werkstattbereich und anschließend sollte noch eine Fahrzeugabsuche stattfinden. Darex und ich betraten die Werkstatt und wir bekamen den Suchbereich zugewiesen. Ich begann mit der „Grobsuche“. Das heißt, der Hund bewegt sich frei durch den Raum und sucht selbstständig ohne Anleitung durch den Hundeführer. Im zweiten Schritt, der Feinsuche, leitet der Hundeführer seinen Hund an und zeigt ihm gewisse Punkte, die er dann intensiv abspüren soll. Manche „Verstecke“ sind nämlich für den Hund nur dann zu erschnüffeln, wenn er genau an den richtigen Stellen, wie Verschlüssen, Spalten etc. arbeitet. Mein Kollege schien in Topform, denn nach ca. 4 Minuten hatten wir alle dort versteckten Sprengstoffe schon in der Grobsuche gefunden. Kurze Pause, dann wurden die Fahrzeuge abgesucht. Ich nahm Darex an die Leine, damit ich ihn sofort in der Feinsuche führen konnte. Ich wollte vermeiden, dass er zu viele Wege macht, um Kondition zu sparen. Aber auch hier – Darex schien einen wirklich guten Tag erwischt zu haben. In Rekordzeit hat er alles in und an den Fahrzeugen gefunden. Damit war Tag 1 beendet und wir beendeten den Arbeitstag mit einem längeren Spaziergang an der Weser.
Zweiter Tag – erste Probleme
Am nächsten Morgen ging es recht früh weiter. Bürogebäude, eine Fahrzeughalle und eine Außensuche standen auf dem Programm. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass mein Hund am zweiten Tag nicht so wirklich in Form zu sein schien. Die Anlagen im Bürogebäude sucht er noch fast perfekt ab, das Anzeigeverhalten an einem Stoff hätte ein klein wenig besser bzw. deutlicher sein können. Da ich ihn aber sehr gut kenne, entstand kein Problem. Aber es kam, wie es kommen musste: In der Fahrzeughalle tauchten dann mit einem Mal kleinere Probleme auf. Ich begann mit Grobsuche, Darex legte auch direkt los und suchte wie verrückt, aber nicht wirklich konzentriert. Im Rahmen dieser groben Absuche kam er auf mich zu und schaute mich im Vorbeilaufen kurz von unten an. Das war bei ihm ein untrügliches Zeichen, dass er überhaupt nicht bei der Sache ist und nicht wirklich zielgerichtet arbeitet. Ich dachte nur „ Na toll, das heute ausgerechnet auf der Prüfung.“ Ich nahm ihn erst einmal aus der Suche und legte ihn kurz in die „Platzablage“, damit wir uns beide wieder ein wenig sammeln konnten. Danach ging es ein bisschen besser, er fand die Stoffe, jedoch war das Anzeigeverhalten nicht wie aus dem Lehrbuch. Ich war natürlich nicht unbedingt glücklich; nicht, weil ich Darex böse war, sondern weil ich im Moment keine Erklärung hatte, warum er ein solches Verhalten gezeigt oder besser warum sein Anzeigeverhalten nicht deutlicher und klarer war. Also, kurze Pause, nachdenken und dann den Hund mithilfe des Clickers wieder sicher machen. Schon ging es weiter mit der Außensuche. Was soll ich sagen, Darex ging in das Feld und fand gleich nach 30 Sekunden eine Patronenhülse und direkt im Anschluss knapp 30 Meter weiter die dazugehörige Waffe. Ende der Prüfung, durchschnaufen und bestanden. Nun konnten die nächsten Einsätze, die fast direkt im Anschluss geplant waren, kommen. Ich versprach Darex, mich beim nächsten Mal besser vorzubereiten …

Ein MUSS für jeden, der sich auch nur ansatzweise mit Hundeausbildung beschäftigt.
Martin Weitkamp
Im Schatten der Gefahr
Hardcover, 128 Seiten, s/w
ISBN: 978-3-9815634-2-9
www.minervastore.de