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Wenn Partner keine Tiere mögen – Kompromisse oder K.O.-Kriterium?

Von Clara N.

Liebe auf den ersten Blick – mit Hindernis

Emma lacht, wenn sie davon erzählt: „Als ich meinem damaligen Freund sagte, meine Katzen heißen Pink und Lila, war sein erster Satz: ‚Sind das echte Namen?‘“

Es war von Anfang an klar: Sie – überzeugte Katzenmenschin mit zwei tierischen Mitbewohnerinnen. Er – leicht allergisch, ordentlich, skeptisch gegenüber Tierhaaren auf dem Sofa. Die Beziehung? Kurz gesagt: kompliziert. Denn wenn ein Tier nicht einfach ein Tier ist, sondern Familienmitglied – dann kann Ablehnung zum echten Beziehungstest werden.

Emma, Pink & Lila – ein unsichtbares Trio

Emma ist Mitte 30, lebt in einer hellen Altbauwohnung – und zwar nicht allein. Pink und Lila, zwei schmusige Katzenschwestern, begleiten sie seit acht Jahren. Sie gehören zu ihr wie der Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee am Morgen. „Ich bin mit Katzen aufgewachsen“, sagt sie. „Ohne sie wäre es nicht mein Zuhause.“

Als sie sich verliebt, wird bald klar: Ihr neuer Partner mag sie – aber nicht ihre Tiere. Er will keine Katzenhaare auf dem Bett, keine zerkratzten Möbel, keine Futternäpfe in der Küche. Anfangs versucht Emma es ihm recht zu machen: Decken über dem Sofa, Schlafzimmer für Katzen tabu, Besuch bei seiner Wohnung statt ihrer.

Doch mit der Zeit schleichen sich Spannungen ein. „Ich habe gemerkt, dass ich meine Katzen verstecke – und damit auch einen Teil von mir.“

Nach einem halben Jahr zieht sie die Reißleine. Nicht im Streit, sondern mit klarem Blick: „Er hat nichts falsch gemacht. Aber Pink und Lila sind nicht nur Katzen. Sie sind mein Alltag, meine Nähe, mein Zuhause.“

Für Emma ist heute klar: Wer mich liebt, muss auch meine Tiere lieben – oder es zumindest versuchen.

Joshua & Brutus – große Gefühle im Miniformat

Ganz anders ist die Geschichte von Joshua. 42, Marketingberater, chronisch unterwegs. Und: stolzer Halter eines kleinen, ziemlich selbstbewussten Chihuahuas namens Brutus. Der Name? Ironie. Denn Brutus ist 25 Zentimeter hoch, zittert bei Windböen und hat eine eigene Tragejacke.

Joshua lacht, wenn er von den Reaktionen erzählt: „Einige Dates waren vorbei, sobald sie wussten, dass ich einen Chihuahua habe.“

Doch was wie Klischee klingt, geht tiefer. Brutus ist mehr als ein Haustier – er ist Joshuas Konstante. Seit zehn Jahren begleitet er ihn, hat Trennungen, Jobwechsel und zwei Umzüge mitgemacht. „Er war da, wenn ich nicht wusste, ob ich’s bin“, sagt Joshua.

In seiner letzten Beziehung war Brutus der heimliche Dritte im Bunde – aber nicht willkommen. Die Partnerin mochte Hunde grundsätzlich, aber nicht diesen kleinen, klammernden Typus. Vor allem aber störte sie sich daran, dass Brutus immer „mitmuss“ – in den Urlaub, ins Café, manchmal sogar ins Büro.

Die Beziehung hielt zwei Jahre – doch am Ende blieb das Gefühl: „Ich musste mich ständig rechtfertigen für jemanden, den ich eigentlich beschützen wollte.“

Heute weiß Joshua: Ein Tier, das einem so nah ist, ist kein Anhang – sondern Teil der Beziehung. Wenn das Gegenüber das nicht sieht, fehlt etwas Grundlegendes.

Kompromiss oder K.O.? – Zwischen Realität und Beziehungsideal

Nicht jeder Mensch muss Tiere lieben, um beziehungsfähig zu sein – aber in Beziehungen, in denen ein Tier bereits Teil des Lebens ist, reicht bloße Toleranz oft nicht aus. Denn Tiere sind mehr als ein Hobby. Sie verändern Tagesabläufe, Wohnungseinrichtung, Urlaubsplanung – und fordern emotionale Bindung ein.

Natürlich gibt es Paare, die Lösungen finden:

  • getrennte Schlafbereiche
  • klare Aufgabenverteilung
  • Urlaub mal mit, mal ohne Tier
  • Rückzugsräume für den tierfreien Teil

Doch wer ein Tier als Teil seiner Identität versteht, für den ist emotionale Distanz des Partners nicht neutral – sondern verletzend. Es geht dann nicht mehr nur um Fell auf dem Sofa. Es geht darum, ob der andere einen zentralen Teil der eigenen Lebensrealität akzeptieren kann.

Fazit: Wer das Tier ablehnt, lehnt oft mehr ab als gedacht

In einer Welt, in der Haustiere für viele zum sozialen Netz, zur emotionalen Stütze, zum Bindungspartner werden, ist ihre Ablehnung durch den Partner mehr als ein Schönheitsfehler. Sie kann zum leisen Riss im Beziehungsfundament werden.

Kompromisse sind möglich – aber nur dann tragfähig, wenn sie auf echter Akzeptanz beruhen. Denn wie Emma sagt: „Es ist okay, wenn jemand kein Tiermensch ist. Aber es ist nicht okay, wenn ich mich für mein Tier – und damit für mich – entschuldigen muss.“

Manche Menschen verlieben sich in andere Menschen – und entdecken dann die Liebe zum Tier. Andere merken im Laufe der Zeit, dass beides zusammengehört. Und manchmal, ganz selten, trifft man jemanden, der zuerst mit dem Tier spielt – und dann fragt, ob man zusammen einen Kaffee trinken geht.

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