
Gesunde Ernährung für Vierbeiner: Was Haustiere wirklich brauchen
Von Werner Hufnagel
Du achtest auf deine Ernährung, kaufst bio, liest Inhaltsstoffe und sorgst dafür, dass deine Familie gesund isst. Aber mal ehrlich: Weißt du eigentlich, was in dem Futter steckt, das du täglich in den Napf deines Vierbeiners füllst? Die Antwort könnte dich überraschen – und zwar nicht unbedingt positiv.
Gesunde Ernährung für Haustiere ist genauso wichtig wie für uns Menschen. Der einzige Unterschied: Dein Hund oder deine Katze kann nicht selbst entscheiden, was auf den Teller kommt. Diese Verantwortung liegt komplett bei dir. Und das ist eine ziemlich große Verantwortung, wenn man bedenkt, dass falsche Ernährung bei Tieren genauso zu Übergewicht, Diabetes und anderen Problemen führen kann wie bei uns.
Was steht wirklich im Napf?
Stell dir vor, du würdest jeden Tag dasselbe Fertiggericht essen – drei Jahre lang. Klingt nicht verlockend, oder? Genau das passiert aber vielen Haustieren. Sie bekommen täglich dasselbe Trockenfutter, ohne dass jemand hinterfragt, ob das wirklich alles ist, was sie brauchen.
Die Wahrheit ist: Nicht alles, was als “Premium-Tierfutter” verkauft wird, ist automatisch gut für dein Tier. Manche Futtersorten enthalten mehr Füllstoffe als wertvolle Nährstoffe. Andere sind so stark verarbeitet, dass kaum noch etwas von den ursprünglichen Zutaten übrig ist.
Hunde sind keine Wölfe (und Katzen keine Tiger)
Ein weit verbreiteter Irrtum: “Mein Hund stammt vom Wolf ab, also braucht er nur Fleisch.” Klingt logisch, ist aber falsch. Hunde haben sich über Jahrtausende an das Leben mit Menschen angepasst und können durchaus auch pflanzliche Nahrung verwerten. Sie sind Allesfresser geworden – anders als ihre wilden Verwandten.
Katzen hingegen sind tatsächlich reine Fleischfresser. Sie brauchen bestimmte Nährstoffe, die nur in tierischen Produkten vorkommen. Eine vegetarische Katze gibt es in der Natur nicht – und sollte es auch in deinem Zuhause nicht geben.
Die Grundlagen der Haustiernährung
Für Hunde: Eine ausgewogene Hundeernährung besteht aus hochwertigem Protein, gesunden Fetten, komplexen Kohlenhydraten, Vitaminen und Mineralien. Das Verhältnis hängt von Alter, Größe und Aktivitätslevel ab. Ein junger Border Collie braucht andere Nährstoffe als ein gemütlicher Senior-Mops.
Für Katzen: Katzen brauchen einen hohen Proteinanteil, aber auch spezielle Aminosäuren wie Taurin, die lebenswichtig sind. Kohlenhydrate spielen eine untergeordnete Rolle – zu viele können sogar schädlich sein.
Für alle: Frisches Wasser sollte immer verfügbar sein. Viele Haustiere trinken zu wenig, was zu Nierenproblemen führen kann.
Die Tücken des Futtermarktes
Der Haustierfuttermarkt ist ein Milliardengeschäft – und nicht immer haben die Hersteller das Wohl deines Tieres im Blick. Bunte Verpackungen und Werbeversprechen sagen wenig über die tatsächliche Qualität aus.
Worauf du achten solltest:
- Die Zutatenliste: Das erste Ingredient ist das wichtigste. Steht dort “Fleisch” oder “Fleischmehl”?
- Zusatzstoffe: Braucht dein Hund wirklich künstliche Farbstoffe in seinem Futter?
- Herkunft: Regional produziertes Futter hat oft kürzere Transportwege und frischere Zutaten.
Häufige Fütterungsfehler
Zu viel des Guten: Fast die Hälfte aller Katzen in Deutschland ist zu dick. Bei Hunden sieht es ähnlich aus. Oft liegt das an zu großen Portionen oder zu vielen Leckerlis zwischendurch.
Menschenessen teilen: Was für dich lecker ist, kann für dein Tier gefährlich werden. Schokolade, Zwiebeln, Weintrauben – die Liste der für Haustiere giftigen Lebensmittel ist lang.
Falsche Leckerli-Politik: Leckerlis sollten nicht mehr als 10 Prozent der täglichen Kalorienmenge ausmachen. Viele Besitzer überschreiten diese Grenze deutlich.
Warnsignale bei der Ernährung
Dein Tier kann dir nicht sagen: “Das Futter bekommt mir nicht.” Aber es zeigt dir trotzdem, ob die Ernährung stimmt:
Gute Zeichen: Glänzendes Fell, feste Muskulatur, gute Verdauung, stabiles Gewicht, viel Energie.
Schlechte Zeichen: Stumpfes Fell, häufige Blähungen, Durchfall oder Verstopfung, ständige Müdigkeit, schnelle Gewichtszunahme.
Nassfutter oder Trockenfutter?
Diese Frage beschäftigt viele Tierbesitzer. Die Antwort: Beide haben Vor- und Nachteile.
Nassfutter enthält mehr Feuchtigkeit, was besonders für Katzen wichtig ist, die von Natur aus wenig trinken. Es ist oft weniger verarbeitet und kommt dem natürlichen Fressverhalten näher.
Trockenfutter ist praktischer, länger haltbar und kann bei der Zahnpflege helfen. Allerdings ist es stark verarbeitet und enthält wenig Feuchtigkeit.
Viele Experten empfehlen eine Mischung aus beidem – je nach den Bedürfnissen deines Tieres.
Selbst kochen für den Vierbeiner?
Immer mehr Tierbesitzer überlegen, selbst zu kochen. Das kann eine gute Idee sein – aber nur mit dem richtigen Wissen. Haustiere haben andere Nährstoffbedürfnisse als Menschen. Ein selbstgekochtes Menü muss alle wichtigen Vitamine und Mineralien enthalten.
Wenn du selbst kochen möchtest, lass dich von einem Tierarzt oder Ernährungsberater für Tiere beraten. Einfach Reis mit Hähnchen zu kochen reicht nicht aus.
Besondere Bedürfnisse beachten
Welpen und Kitten brauchen mehr Kalorien und spezielle Nährstoffe für ihr Wachstum.
Senioren haben oft einen langsameren Stoffwechsel und andere Bedürfnisse.
Kranke Tiere benötigen manchmal spezielle Diäten.
Übergewichtige Tiere brauchen ein kontrolliertes Abnehmprogramm – genau wie Menschen auch.
Praktische Tipps für den Alltag
Feste Fütterungszeiten helfen bei der Gewichtskontrolle und schaffen Routine.
Die richtige Portionsgröße steht meist auf der Futterpackung – aber jedes Tier ist individuell.
Leckerlis clever einsetzen: Nutze sie für Training und besondere Momente, nicht als Dauersnack.
Futterumstellung langsam angehen: Neues Futter über eine Woche hinweg nach und nach untermischen.
Dein Tier isst, was du kaufst
Am Ende des Tages liegt es in deiner Hand, was dein Haustier frisst. Du entscheidest über Qualität, Menge und Zusammensetzung. Diese Verantwortung ernst zu nehmen, ist einer der wichtigsten Schritte zu einem langen, gesunden Tierleben.
Gutes Futter kostet manchmal mehr als das Billigste aus dem Supermarkt. Aber sieh es als Investition in die Gesundheit deines besten Freundes. Denn am Ende sparst du dir möglicherweise teure Tierarztbesuche – und dein Vierbeiner dankt es dir mit Vitalität und Lebensfreude.
Die richtige Ernährung ist kein Hexenwerk. Mit etwas Wissen und Aufmerksamkeit sorgst du dafür, dass dein Haustier jeden Tag das bekommt, was es wirklich braucht. Und das ist das Beste, was du für seine Gesundheit tun kannst.