> HundeBücherTraining

Aufbau eines Hundeausbildungszentrums in Sri Lanka

Vor wenigen Jahren wurde ich nach Sri Lanka gerufen, um dort Aufbauhilfe für ein Hundezentrum zu leisten. Dort sollten Minenspürhunde, Sprengstoffspürhunde, Mantrailer etc. gezüchtet und ausgebildet werden.

Man teilte mir mit, man habe bereits 5 Hunde, die zum Minenspürhund ausgebildet werden sollten und habe bereits passendes Gelände und überhaupt sei man bereit, alles Notwendige zum Aufbau eines solchen Zentrums in die Wege zu leiten. Nun ja, ich flog also nach Sri Lanka, um mir die Sache einmal anzuschauen.

Die ersten Stunden in Sri Lanka

Nach meinem Eintreffen ging es direkt ins Auto, um dann nochmals 6 Stunden bis zur Mitte der Insel zu fahren. Ich muss gestehen, ich hätte mir erst einmal eine Mütze Schlaf gewünscht, denn Sri Lanka liegt nicht gerade „um‘s Eck“. Sei´s drum. Man wollte mir unbedingt die Hunde und das jetzige „Ausbildungscamp“ zeigen. Was ich sah, hob meine Laune nicht unbedingt. Das Hundezentrum bestand aus einer „etwas älteren“ Hütte und den Hunden im Hof. Die fünf Hunde waren wie Hühner in Käfigen untergebracht, was offensichtlich als völlig normal empfunden wurde. Also griff ich mir den Verantwortlichen und machte ihm klar, dass dies nun wirklich keine Grundlage für ein modernes Ausbildungszentrum sei und doch bitte dringend Abhilfe geschaffen werden müsste. Die nächsten Tage verbrachte ich dann damit, entsprechende Zeichnungen von einer vernünftigen Hundeanlage zu Papier zu bringen und diese mit dem Initiator des ganzen Projekts zu besprechen. „Nebenbei“ begann ich mir die Hunde intensiv anzuschauen und mit diesen zu arbeiten. Leider war eigentlich keiner der Hunde tatsächlich zum Minenhund geeignet, da einfach die Motivationen fehlten. Bei über 30 Grad Temperatur und hoher Luftfeuchtigkeit ist intensives Spielen mit den Hunden auf Dauer kein Zuckerschlecken und wenn die Jungs noch nicht einmal mitmachen wollen … Bei meiner Abreise versprach man mir, direkt mit dem Bau zu beginnen und ich wollte im Gegenzug 2 Monate später wiederkommen, um die Anlage zu besichtigen bzw. weitere Hilfestellung zu geben.

Die ersten Fortschritte

Über das Internet wurde ich über die Fortschritte auf dem Laufenden gehalten. Und tatsächlich, bei meiner Wiederkehr fand ich ein fast fertiges Hundezentrum vor, das sich durchaus sehen lassen konnte. Es gab noch ein paar Dinge zu erledigen, so mussten noch Klappen zu den Freiausläufen gebaut werden, die Umzäunung der Trainingsfläche stand noch nicht und der Brunnen war noch nicht ganz fertiggestellt. Für die Tierpfleger sollte ein Baumhaus entstehen, das noch im Rohbau war. Am wichtigsten war es, die vorhandenen Hunde aus ihren Hühnerkäfigen zu befreien und in die Anlage zu bringen. Daher wurde nun mit Hochdruck die Außenmauer der gesamten Anlage fertiggestellt, um die Elefanten fernzuhalten. Die Dickhäuter kamen nämlich regelmäßig vorbei und das kann durchaus unangenehm enden. Mit einem Dolmetscher fuhr ich in den Dschungel, um jemanden zu finden, der Schweißarbeiten an den Ausläufen durchführen konnte. Der Mann arbeitete mit seinem Sohn zusammen, die beiden waren wirklich beeindruckend. Geschweißt wurde elektrisch und mit Notstromaggregat. Die beiden schweißten abwechselnd und ohne Schutzschirm, deswegen mussten die Arbeiten immer wieder unterbrochen werden, da sich beide ständig die Augen gründlich „verblitzten“.

Aufbauarbeit mit einfachsten Mitteln

Ich versuchte weiterhin, benötigtes Material zu beschaffen, was nicht immer ganz einfach war. Einen Baumarkt etc. gab es sicher in Colombo, Kandy oder sonst wo, nur nicht in unserer Nähe. Also musste alles Nötige mühsam bei kleinen Händlern zusammengekauft werden. Ein großes Lob gebührt den Arbeitern vor Ort. Dort wurde wirklich mit „Bordmitteln“, also fast völlig ohne Maschinen oder anderen modernen Hilfsmitteln, gearbeitet. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen gingen die Bauarbeiten sehr zügig voran und bald konnten die Hunde einziehen. Die fünf Kameraden fühlten sich dort sichtlich wohler und wir starteten ein tägliches Training mit den Hunden, aber es war klar: Keiner der fünf würde jemals Minensuchhund werden können. Wir versuchten, die Hunde nach und nach an interessierte Privatleute zu vermitteln, was uns auch Gott sei Dank gelang. Das Baumhaus war ebenfalls zwischenzeitlich fertiggestellt und die Tierpfleger konnten ebenfalls einziehen. Während die Anlage den letzten Schliff bekam, flogen wir zunächst zurück nach Deutschland, um kurze Zeit später mit unseren Hunden zurückzukehren. Zur Eröffnungsfeier, zu der die Polizei, das Militär und auch Vertreter der Regierung geladen waren, wollten wir einige Vorführungen in den Bereichen Minensuche, Sprengstoff- und Rauschgiftsuche sowie im Schutzbereich geben. Zwischenzeitlich waren auch geeignete Hunde zum Training gefunden worden, so konnte dann zum Eröffnungstag ein funktionstüchtiges und lebendiges Ausbildungszentrum vorgestellt werden.
Die geladenen Gäste waren durchweg begeistert. Es gab Termine bei Rundfunk und Fernsehen und während die Ausbildung der Hunde lief, wurden bereits die ersten möglichen Einsätze geplant. Alles in allem, die Arbeit hat sich gelohnt.

Ein MUSS für jeden, der sich auch nur ansatzweise mit Hundeausbildung beschäftigt.

Martin Weitkamp

Im Schatten der Gefahr

Hardcover, 128 Seiten, s/w

ISBN: 978-3-9815634-2-9

www.minervastore.de

Teilen
×