Hundetraining: Früh übt sich

Wann fange ich an, mit einem Welpen zu arbeiten? Alexandra Noll und Sonée Dosoruth stehen für hundefreundliches Training und artgerechte Hundehaltung. Ihr trainiert eifrig, doch es bleibt einfach nicht viel hängen? Das könnte am falschen Training liegen, denn auch das will gelernt sein. Unsere Experten aus dem Hundetraining verraten, wie es effektiver geht.

Alexandra Noll: „Manchmal muss man rein in die Situation und dann gleich wieder raus.“

Alexandra Noll ist Hundetrainerin an der Dogs and Sports Academy Germany. „Wir sind eine der führenden Online-Hundeschulen in Deutschland und helfen unseren Kunden mit modernen Methoden und Trainingsansätzen dabei, die Beziehung zu ihren Hunden zu verbessern. Vor allem bei den jungen Hunden legen wir in unserer Online-Hundeschule sehr viel Wert auf eine positive und auf Kommunikation ausgelegte Ausbildung, die den Beziehungsaufbau zwischen Hund und Halter in den Mittelpunkt stellt. Durch unsere innovative Methode im 1 zu 1 Online-Training können wir hier sehr gute Erfolge erreichen, da Hund und Halter in geschützter Umgebung, bei sich zuhause, und ohne den Einfluss anderer Menschen trainieren können und dadurch direkt und unmittelbar an der eigenen Beziehung arbeiten. www.dogsandsports.de


Befassen wir uns mit dem anfangs wichtigsten Punkt – der Stubenreinheit. Wichtig dabei; Seid bitte niemals wütend auf den Hund, wenn ein Missgeschick im Haus passiert. Er meint das nicht böse und sollte daher auch nie bestraft werden. Die folgenden 2 Regeln sorgen für schnelle Erfolge: 

Regel 1 – Regelmäßig raus

Der Welpe muss verstehen, dass das „Geschäft“ draußen erledigt wird. Daher müssen wir darauf achten, wann er sein Geschäft verrichten will. Als Grundregel kann man sagen, dass ein Welpe alle 2 Stunden nach draußen gebracht werden sollte. Wenn man das konsequent für drei Wochen so beibehält, ist das Thema Stubenreinheit in fast allen Fällen schon sehr gut geklärt.

Natürlich solltet ihr auch nach bestimmten Auslöse-Situationen rausgehen.

  • IMMER nach dem Wachwerden
  • IMMER nach dem Fressen
  • IMMER nach dem Trinken
  • IMMER nach dem Training
  • IMMER nach dem Spielen

Diese Situationen aktivieren den Körper und damit auch die Verdauung und den Harndrang. 

Regel 2 – Habt Geduld

Wenn ihr mit eurem Welpen rausgeht, sollte er immer angeleint sein, damit er versteht, dass es hier jetzt nicht um Spiel, Spaß und Freiheit geht, sondern, um eine ganz bestimmte Sache, die ihr nun von ihm erwartet – diese Kombination aus den Auslösern und der klaren Struktur macht es dem Welpen einfacher zu „verstehen“, was dann nun von ihm hier erwartet wird. Nun kommt es vor, dass der Welpe abgelenkt wird oder neue Eindrücke zu überwältigend sind und er „vergisst“, warum ihr raus gegangen seid. Lasst euch dann Zeit. Weiß der Kleine nach 10 Minuten immer noch nicht, was er tun soll? Dann geht mit ihm wieder rein, atmet kurz durch und geht dann gleich wieder raus. Denn nun kann es sein, dass dem Welpen drinnen wieder „langweilig“ wird und er dann seinen Harndrang spürt. Genau deswegen müssen wir mit ihm zurück in die Situation und gleich wieder raus.

Macht ihr das konsequent, schafft ihr eine klare situative Verknüpfung, die ihr auch gerne mit einem Kommando verknüpfen könnt – der Welpe lernt, dass er sein „Geschäft“ verrichten kann, sobald es raus geht. Das führt dazu, dass es für den Hund ganz selbstverständlich wird, auch wenn er mal dringend muss, dass er das draußen erledigen muss und sogar dazu übergeht, euch im Zweifelsfall darüber zu informieren, dass es nun Zeit ist. 


Sonée Dosoruth: „Es empfiehlt sich, von Anfang an auf Ball und Stöckchen zu verzichten!“

Sonée Dosoruth ist hauptberufliche Hundetrainerin und unterstützt HalterInnen mit ihren schwierigen Hunden in der gesamten DACH-Region. Die Besitzerin von mehreren ehemals problematischen Hunden entwickelte ein Trainingskonzept mit Fokus auf problematische Hunde, das sie seit 2020 in ihrer eigenen Ausbildungsstätte lehrt. Im Mittelpunkt steht der Mensch. Mit gezieltem Coaching zur Persönlichkeitsentwicklung und einem maßgeschneiderten Trainingsaufbau bringt sie den HalterInnen bei, das Problem mit dem Hund nachhaltig zu lösen. 2022 gründete sie eine Einrichtung, wo problematische Hunde aufgenommen und weiterentwickelt werden. Hilfe beim Problemhundetraining auf der Webseite:  www.soneedosoruth.de


Im ersten Lebensjahr eines Hundes wird der Grundstein für seine spätere Entwicklung gelegt. Eine gute Sozialisierung hat erwiesenermaßen einen großen Einfluss auf die späteren Handlungsbereitschaften – so auch auf die Aggressivität. Fehlende Erfahrungen können dazu führen, dass der Hund weniger kontaktbereit ist und zu Ängstlichkeit oder Unsicherheit neigt.

Auch Apathie oder Hyperaktivität können die Folgen sein. Lernen findet jedoch ein Leben lang statt. Somit können Versäumnisse auch zu einem gewissen Grad nachgeholt werden. Neben einer guten Sozialisierung ist es wichtig, dass der junge Hund lernt, mit frustrierenden Situationen umzugehen und Ruhe zu bewahren: Beispielsweise nicht jeden Hund oder Menschen auf dem Spaziergang begrüßen zu dürfen, obwohl er so gerne möchte. Eine unzureichende Frustrationstoleranz kann später dazu führen, dass der Hund zum Beispiel schneller andere Hunde anpöbelt. Denn er möchte eigentlich hin, wird aber durch die Leine daran gehindert. Es empfiehlt sich, von Anfang an auf Bewegungsreizspiele wie Ball oder Stöckchen werfen zu verzichten.

Unsere Hunde leben in einer Welt, in der sich vieles bewegt: rennende Kinder, schnelle Fahrräder, Jogger. Dem Hund beizubringen, jedem sich schnell bewegenden Objekt hinterherzurennen und reinzubeißen, ist nicht wünschenswert. Denn dadurch werden jagdliche Muster trainiert, was zu gefährlichen, jagdlich motivierten Bissunfällen führen kann.

Damit sich der junge Hund zu einem entspannten Begleiter entwickeln kann, sollte ihm der Mensch angemessen Freiraum gewähren und wohlwollend Grenzen setzen. Zum Beispiel beim Erlernen der Beißhemmung: Der Welpe erhält eine Rückmeldung, wenn er zu grob war. Dadurch lernt er auch, in welcher Beziehung er zu seinen Menschen steht: Die ideale Hund-Mensch-Beziehung ist hierarchisch strukturiert. Es hat sich gezeigt, dass Hunde, die so erzogen wurden, in für sie bedrohlichen Situationen die Nähe ihres Menschen aufsuchen, um sich über sie zu versichern.

Diesen Artikel und noch viel mehr findest du in HundeWelt 6/23

Erhältlich ab 9. Mai 2023 im Handel und im MinervaStore.

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