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„Aufnahmestopp. Tierheime sind voll – am Limit.“

Am 04. Oktober ist Welttierschutztag. Dieses Jahr unter dem Motto „Staatsziel Tierschutz verpflichtet!“. Uns liegen Tiere am Herzen und deshalb ist uns das Thema auch so wichtig! Wir haben mit der Pressesprecherin des Deutschen Tierschutzbundes, Lea Schmitz gesprochen.

„Wir bekommen Anrufe von verzweifelten Tierbesitzern, die bei uns Rat suchen. Diese Menschen können oder wollen ihr Tier aus verschiedenster Gründen nicht mehr halten und die einzige, naheliegende Möglichkeit ist es, das Tier im Tierheim abzugeben. Die Tierheime sind aber gerade so voll, dass sie die Aufnahme verweigern müssen. Und die betroffenen Halter wissen nun nicht, wohin mit dem Tier. Es gibt keine anderen Anlaufstellen für solche Fälle. Der Zustand ist wirklich erschreckend!“

Liebe Frau Schmitz, am 28. September hat der Deutsche Tierschutzbund im Hinblick auf den Welttierschutztag in Berlin vor dem Kanzleramt protestiert. Unterstützt wurden sie dabei von Vertretern mehrerer Landestierschutzverbände und Tierschutzvereinen. Bei einem sind sich alle Protestierenden einig: Die dramatische Lage der Tierheime soll endlich ernst genommen werden!

Die Tierheime sind am Limit! – Diese Schilder zeigen uns, wie dramatisch die Lage wirklich ist.
Copyright: Deutscher Tierschutzbund

„Die Regierung lässt die Tierheime seit Jahren hängen. Der Tierschutz steht zwar seit 20 Jahren als Staatsziel im deutschen Grundgesetz, dennoch geht es sehr schleppend voran. Die gesamte Tierheim-Thematik ist schon lange am köcheln, aber nun ist ein Punkt erreicht, an dem die Tierheime ganz klar sagen „Wir können nicht mehr! Wir sind wirklich am Ende. Es geht nichts mehr.“ Weil es so nicht mehr weitergehen kann, sind wir vor das Kanzleramt gegangen. Wir wollten endlich gehört werden. Insbesondere die Verbrauchstiftung für Tierheime, die im Koalitionsvertrag versprochen wurde, wurde bislang gekonnt ignoriert. Wir hoffen natürlich, dass sich da in den zwei verbleibenden Jahren der Ampelkoalition zeitnah noch etwas bewegt und haben unsere Forderungen lauthals kundgetan. Umso richtig auf uns aufmerksam zu machen, hatten wir Transportboxen aufgebaut, in denen Lautsprecher versteckt waren. In den Boxen saßen Stofftiere und es ertönten diverse Tiergeräusche aus den versteckten Lautsprechern: Das verzweifelte Bellen der Tierheimhunde, das wehleidige Miauen der Katzen, …“

„Es reicht einfach nicht mehr an die Leute zu appellieren. Es ist an der Zeit, dass der Gesetzgeber einen Riegel davor schiebt.“

Man muss dafür sorgen, dass weniger Tiere in den Tierheimen landen. Das ist aber nicht Aufgabe der Tierheime. Hier sind konkrete Regelungen und Gesetze gefragt.

Forderungen des Deutschen Tierschutzbundes:

  • Sachkundenachweis für JEDES Tier: Jeder Mensch, der sich ein Tier anschaffen möchte, muss diesen Sachkundenachweis vor dem Kauf erbringen. Diesen kann man sich ähnlich wie einen Führerschein vorstellen. Es wird dann geprüft, ob die Person wesentliche Grundkenntnisse besitzt und weiß, was auf sie zukommt.
  • Verbot des Online-Tierhandels: Unüberlegte Anschaffungen geschehen oft im Internet. Dort stoßen die Interessenten auf Anzeigen-Portalen wie „Kleinanzeigen“ auf dubiose Angebote von Tierhändlern, Vermehrern, der Welpenmafia oder schlechten Züchtungen aus dem Ausland. Hunde mit einer solchen Herkunft sind oft krank oder bringen andere Probleme mit sich, weshalb sie dann häufig in deutschen Tierheimen landen.
  • Verbrauchsstiftung für Tierheime: Hierbei handelt es sich um von der Regierung bereitgestelltes Geld zur Unterstützung der Tierheime. Diese wurde bereits im Koalitionsvertrag versprochen, dennoch warten die Tierheime bis heute vergeblich.
  • Positivliste für Heimtierhaltung: Eine Liste, die die hierzulande erlaubten „Haustiere“ auflistet. Ziel ist es, die „Exotenproblematik“ einzudämmen. Menschen sollen nicht mehr in der Lage sein, einfach so Tiere wie beispielsweise Weißbüschel Äffchen zuhause zu halten. Mit der Positivliste soll reguliert werden, welche Tiere man als Privatperson überhaupt halten darf.
  • An die Kommunen gerichtet: Finanzielle Forderungen. Kommune haben meist Verträge mit den Tierheimen, die besagen, dass Fundtiere, die offiziell als Fundsachen gelten, im Tierheim untergebracht werden müssen. Laut Fundrecht ist da eigentlich die Kommune für verantwortlich. Weil man Fundtiere aber nicht in einem Fundbüro halten kann, gehen sie sofort ins örtliche Tierheim. Die Kosten werden meistens nicht vollständig von den Kommunen getragen. Wir fordern also finanzielle Erstattung für die Fundtierbetreuung.
  • An die Bundesländer: Einheitliche Regelungen für „Listenhunde“. In jedem Bundesland gelten unterschiedliche Regelungen für unterschiedliche Rassen. Wir wünschen uns natürlich viel mehr noch, dass es keine Pauschalisierung diesen „gefährlichen Hunden“ gegenüber gibt. Es handelt sich hier um eine Vorverurteilung bestimmter Rassen. Dabei sollte der Hund selbst individuell nach seiner „Gefahr“ eingestuft werden. Sogenannte Listenhunde haben es aufgrund der vorlegenden Auflagen sehr schwer ein neues Zuhause zu finden und hocken häufig sehr sehr lange in den Tierheimen.

Wie kann ich als Einzelperson helfen?

„Ich denke, es gibt viele Möglichkeiten zu helfen. Natürlich in erster Linie durch Geld oder Sachspenden. Man hat auch die Möglichkeit Patenschaften für einzelne Tiere zu übernehmen oder eine Mitgliedschaft im Tierschutzverein abzuschließen. Ehrenamtler sind natürlich auch immer gerne gesehen und können Tierheime enorm entlasten. Es gibt vielzählige Möglichkeiten ehrenamtlich zu engagieren: Als Gassi-GängerIn, als Katzen-Schmuser, … Darüber hinaus kann man beispielsweise bei der Büroarbeit unterstützen und und und. Da würde ich einfach mal beim örtlichen Tierheim nachfragen, wo Hilfe benötigt wird. Die Hauptsache ist, dass man dann auch regelmäßig hilft.“

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